Verband nennt Forderungen der Gewerkschaft inakzeptabel

Hamburg. Vor Beginn der Tarifverhandlungen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich ein turbulentes Frühjahr mit massiven Streiks der Gewerkschaft IG Metall ab. "Obwohl wir noch nicht mit den Verhandlungen begonnen haben, hat Detlef Wetzel, der Zweite Vorsitzende der IG Metall, bereits Streiks angekündigt", sagte Thomas Lambusch, der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall und damit Nachfolger von Ingo Kramer ist. Bei diesen Streiks sollen Stamm- und Leiharbeiter gemeinsam auf die Straße gehen. Der IG Metall gehe es vor allem um die Gewinnung neuer Mitglieder, sagt Lambusch.

Neben einer Lohnerhöhung von 6,5 Prozent für die 140 000 Mitarbeiter der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie fordert die Gewerkschaft, dass die Betriebe künftig alle Auszubildenden übernehmen müssen.

Zudem sollen möglichst viele Zeitarbeiter regulär angestellt werden und der Betriebsrat eines Unternehmens soll mehr Einfluss beim Einsatz von Zeitarbeitern und der Vergabe von Werksverträgen erhalten. Über Tariferhöhungen könne man reden, so Lambusch. Die anderen Forderungen lehnt Nordmetall ab. Lambusch ist selbst Unternehmer. Seine Firma Sear in Rostock liefert elektrotechnische Anlagen vorwiegend für die Energiebranche. Neben den 180 fest angestellten Beschäftigten arbeiten derzeit 60 Leiharbeiter für ihn. "Die brauche ich, um meine Aufträge abzuarbeiten, da ich diese Fähigkeiten nicht im eigenen Unternehmen habe", sagt er. Derzeit baut Sear drei Kraftwerke. Unter anderem werden auf den Baustellen Kabel und Trassen von den Zeitarbeitern verlegt. "Wenn dies erledigt ist, habe ich keine Beschäftigung für die Leiharbeiter", erklärt Lambusch, warum er die Forderung der Gewerkschaft zur Übernahme von Zeitarbeitern für undurchführbar hält. Die erweiterte Mitsprache bei Werksverträgen lehnen die Arbeitgeber als Eingriff in die unternehmerische Verantwortung ab. Auch die Übernahme aller Auszubildenden hält Nordmetall für nicht durchführbar. Dies hätte negative Folgen für alle. Denn dann sei zu erwarten, dass die Betriebe weniger Ausbildungsplätze als bisher zur Verfügung stellen würden.

Obwohl die Metall- und Elektroindustrie in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Niedersachsen bereits wieder an die guten Ergebnisse von vor der Finanzkrise anknüpfen kann, hält Nordmetall die von der Gewerkschaft geforderte 6,5-prozentige Lohnsteigerung für überhöht. Die Arbeitnehmer der Branche hätten inklusive Einmalzahlungen zwischen 2008 und 2011 trotz der Krise ein Einkommensplus von neun Prozent erzielt. "Es gibt keinen Nachholbedarf", so der Verhandlungsführer.

Die Tarifgespräche zwischen der IG Metall Küste und Nordmetall beginnen am 15. März im Hamburger Haus der Wirtschaft. Die Friedenspflicht endet am 28. April.