Über Deutschlands einstigen Drogeriekönig kursierte lange Zeit ein Witz in der Immobilienbranche: "Schließ bloß deine Wohnungstür gut ab, sonst sitzt der Schlecker drin, wenn du nach Hause kommst." So begierig war Anton Schlecker nämlich auf die Erweiterung seines Imperiums, dass er jeden Standort akzeptierte - sei er nun in einer Nebenstraße ohne Laufkundschaft oder in einer Region mit wenig zahlungskräftigen Kunden.

Die Zeche für diese Expansion um jeden Preis zahlen nun die Beschäftigten. Für sie ist es extrem bitter, dass jetzt jede zweite der rund 6000 Filialen geschlossen werden soll. Dennoch scheint es zu dem radikalen Schnitt des Insolvenzverwalters kaum eine Alternative zu geben. Schließlich geht es nicht nur darum, unrentable Standorte aufzugeben, sondern auch darum, die noch halbwegs profitablen Filialen auf einen modernen Stand zu bringen. Wo Wettbewerber mit geräumigen Geschäften, mit Bio-Sortimenten oder einer umfangreichen Wein-Auswahl punkten, gibt es bei Schlecker nur verwinkelte Gänge und das klassische Drogerie-Sortiment.

Mehrere Hundert Millionen Euro dürften für den Umbau erforderlich sein - Geld, das nur von einem neuen Investor kommen könnte. Der aber möchte sich mit Sicherheit keine Geschäfte ans Bein binden, die durch ihre ungünstigen Standorte ohnehin dem Untergang geweiht sind.

Seien wir ehrlich: In einer Großstadt wie Hamburg wird bei niemandem der Shampoo-Notstand ausbrechen, nur weil einige Schlecker-Filialen ihre Pforten schließen. Für die übrigen Geschäfte gilt: Entweder sie wandeln sich oder sie werden ebenfalls verschwinden.