Hamburg. Der ehemalige Vizepräsident der EU-Kommission, Günter Verheugen (SPD), hat das Euro-Krisenmanagement der Bundesregierung kritisiert. "Wir brauchen in Deutschland unbedingt einen Bundesminister, der zuständig ist für europäische Angelegenheiten. Und dieser muss im Kanzleramt angesiedelt sein", sagte Verheugen bei der Auftaktveranstaltung der neuen Mittelstandsinitiative Unternehmer Positionen Nord der HSH Nordbank vor mehr als 120 Gästen.

Verheugen plädierte leidenschaftlich für den Fortbestand des Euro: "Europa ist keine Schönwetterveranstaltung. Wenn wir es zulassen, dass der Euro kollabiert, werden wir die Hauptbetroffenen sein. Deshalb dürfen wir das Projekt der europäischen Einigung nicht aufgeben."

Dies sei schon mit Blick auf eine sich verändernde weltweite Machtbalance geboten: "Wir müssen uns politisch und wirtschaftlich so aufstellen, dass wir mit den Supermächten des 21. Jahrhunderts auf Augenhöhe sind", sagte Verheugen.

Auch der Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat, monierte die Strategie der deutschen Politik in der europäischen Schuldenkrise: "Die Bundesregierung hat diese Krise nicht verstanden. Sie hat gravierende Fehler gemacht. Der beste Weg aus der Verschuldung ist, Wachstum zu fördern, und kein eindimensionaler Sparkurs."

Einer aktuellen Umfrage des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der HSH Nordbank zufolge sind norddeutsche Unternehmen für 2012 allerdings zuversichtlich: Knapp zwei Drittel der Befragten erwarten eine positive Entwicklung für ihr Unternehmen.