Airbus zeigt in einem Film im Planetarium Visionen des Fliegens aus dem Jahre 2050. Flugzeuge aus Pflanzenfasern und mit Ökoantrieb.

Hamburg. In einer Umgebung eigener Wahl, sei es ein Büro, das eigene Schlafzimmer oder ein fernöstlicher Garten, hoch über den Wolken von Kontinent zu Kontinent reisen und am Zielort mitten in der Stadt senkrecht auf einem Hochhaus landen - so könnte das Fliegen in 40 Jahren aussehen.

Ideen und Träume von 10.000 jungen Menschen, kombiniert mit den Zukunftskonzepten der Ingenieure und Experten von Airbus, sind der Stoff, aus dem der Flugzeugbauer einen Film gemacht hat, der auch Laien eine Vorstellung von den künftigen Entwicklungen im Luftverkehr gibt.

Im Hamburger Planetarium hatte der Animationsfilm, der dank der 360-Grad-Leinwand teils atemberaubende Perspektiven bietet, gestern Premiere. Mit den Augen eines kleinen Mädchens, das sich in den Bastelhallen eines genialen Erfinders umsieht, wirft der Zuschauer buchstäblich einen Blick in die Kristallkugel - und sieht darin, wie man in den Jahren ab 2050 fliegen könnte.

Die Befragung von 10.000 künftigen Passagieren habe ein klares Resultat ergeben, sagte Airbus-Sprecher Florian Seidel: "Das Fliegen soll günstiger werden, es soll grüner werden - und es soll Spaß machen." Erlebnisreicher soll es in jedem Fall sein: Durch Glaskuppeln am Flugzeugboden kann man die überflogene Landschaft betrachten, ein Aussichtsdeck mit transparentem Rumpfoberteil bietet nachts freien Blick in den Sternenhimmel.

Die gewohnte Klasseneinteilung in der Kabine wird es nicht mehr geben, stattdessen zahlt jeder Passagier individuell für den Grad an Komfort, den er möchte. Nach den Vorstellungen von Airbus gibt es im Jahr 2050 an Bord der Flugzeuge Räume, die der Gast nach eigenen Wünschen und mithilfe der Holografie gestalten kann. So wird es zum Beispiel möglich sein, dort virtuell eine Konferenz mit Teilnehmern, die sich tatsächlich an verschiedenen Orten befinden, abzuhalten.

Innovativ sind auch die Materialien, aus denen die Kabine besteht: Es sind Pflanzenfasern, die schon in vorgegebenen Formen wachsen. Die Oberflächen im Passagierraum, etwa die Sitzstoffe, reinigen sich selbst und können sich sogar selbst reparieren.

Voraussichtlich gibt es in 40 Jahren Überschall-Verkehrsjets, die Städte in Asien oder Amerika in nur drei Stunden erreichen können. Doch weil sich parallel die Telekommunikation weiterentwickelt, wird es nach Auffassung der Airbus-Experten immer seltener nötig sein, aus beruflichen Gründen zu reisen. Daher komme es vielen Passagieren nicht auf das Tempo an.

Für sie werde es eine Art Kreuzfahrtschiff über den Wolken geben, mit Swimmingpools, Wellnesszonen und (virtuellen) Golfplätzen. Vielleicht werde der Gast für den reinen Flug nicht einmal bezahlen müssen, weil die Betreiber mit Glücksspielen, Restaurants und anderen Attraktionen an Bord ihr Geld verdienen.

Dem Luftverkehr der Zukunft stellen sich allerdings auch neue Herausforderungen: Mehr als neun Milliarden Menschen leben im Jahr 2050 auf der Erde, und immer mehr von ihnen werden sich Reisen leisten können. Darum wird sich die Zahl der Verkehrsflugzeuge bis dahin den Prognosen zufolge mindestens vervierfachen. Dies erfordert ein völlig neues Konzept für die Flughäfen. Sie müssen die Einsteigeprozeduren drastisch vereinfachen und extrem kurze Wege bieten.

Eine Möglichkeit, mit den stark wachsenden Verkehrsströmen umzugehen, wären schwebende Flugzeugträger gigantischer Größe. Sie würden auf den Langstrecken kleinere Flugzeuge tragen, die dann die eigentlichen Zielorte ansteuern und dort vielleicht sogar senkrecht starten und landen.

Vieles an diesen Visionen ist spekulativ, aber eines ist sicher: Auf Erdöl als bezahlbaren Treibstoff kann die Luftfahrt im Jahr 2050 nicht mehr setzen. Die von der Branche favorisierte Alternative ist ein aus Algen erzeugtes Kerosin. Um die Algen zu züchten, braucht man kein Süßwasser, außerdem geht keine landwirtschaftlich nutzbare Fläche verloren. Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens: Beim Wachstum entziehen die Algen der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) in ähnlicher Größenordnung, wie es bei der Verbrennung des Treibstoffs wieder freigesetzt wird. Damit würde ein praktisch klimaneutrales Fliegen möglich.

So fern manche dieser Zukunftsideen auch erscheinen mögen, für die Luftfahrtindustrie sind 40 Jahre keine so lange Zeit: Bis zu zehn Jahre dauert es, ein neues Flugzeug zu entwickeln - und dann bleibt es 30 Jahre in Betrieb.

Bis Ende März wird der Film fast täglich im Planetarium Hamburg, Hindenburgstraße 1b (nahe City Nord), gezeigt. Er ist etwa 40 Minuten lang und auch für Kinder ab einem Alter von zehn Jahren geeignet. Der Eintritt kostet 4,50 Euro. Tickets können telefonisch unter 040/42 88 65 20 gebucht werden sowie im Internet unter www.planetarium-hamburg.de