Betriebsrat und Gewerkschaft fordern Geschlossenheit der Hamburger Politik beim Ausbau der städtischen Beteiligung an Reederei

Hamburg. Die Arbeitnehmer von Hapag-Lloyd machen Druck für eine Erhöhung der städtischen Anteile an der führenden deutschen Reederei. "Hapag-Lloyd muss ein eigenständiges Hamburger Unternehmen mit Sitz in der Stadt bleiben", sagte der Betriebsratsvorsitzende Reiner Alexander gestern. "Es geht um insgesamt 7300 Mitarbeiter allein bei der Reederei und um insgesamt 45 000, wenn man die Bedeutung von Hapag-Lloyd beim Containerumschlag im Hamburger Hafen mitberücksichtigt." Diese Haltung unterstützt auch Wolfgang Rose, Hamburger Landeschef der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und SPD-Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft: "Wenn die Anteilsverhältnisse bei Hapag-Lloyd nicht auf eine stabile Grundlage gestellt werden, könnte die Reedereiirgendwann aus der Stadt verschwinden. Das kann sich Hamburg und auch der Schifffahrtsstandort Deutschland nicht erlauben", sagte Rose.

Der Reisekonzern TUI in Hannover, bislang noch größter Einzelaktionär bei Hapag-Lloyd, will seine Anteile von derzeit noch 38,4 Prozent weiter reduzieren. Der Hamburger Senat beschloss vor wenigen Tagen, dass die städtische Beteiligungsgesellschaft HGV ihren Anteil an der Reederei für 420 Millionen Euro von 23,6 auf 36,9 Prozent aufstockt. Die Stadt - die Teil des Hamburger Konsortiums Albert Ballin ist - steigt damit zum größten Anteilseigner bei Hapag-Lloyd auf.

Hintergrund des städtischen Engagements, das im Jahr 2009 begann, ist es, die Reederei vor einer möglichen feindlichen Übernahme aus dem Ausland abzuschirmen und Hapag-Lloyd als Zentrum der maritimen Wirtschaft in Hamburg zu erhalten. Vor dem Einstieg der Stadt bei der Reederei waren im Jahr 2008 alle damals in der Bürgerschaft vertretenen Parteien für diesen Schritt. 2011 allerdings haben sich die politischen Gewichte verschoben: Die SPD löste bei der Bürgerschaftswahl mit absoluter Mehrheit die CDU und die Grünen als Regierungsparteien ab, die FDP zog wieder in die Bürgerschaft ein. CDU, FDP und Grüne sind aus verschiedenen Gründen dagegen, dass die Bürgerschaft die Erhöhung der städtischen Anteile quasi im Eilverfahren bis Ende März billigt. Der Senat will dies mit Verweis darauf, dass die Vereinbarung zwischen TUI und dem Konsortium Albert Ballin sonst hinfällig sei.

"Ich finde die Weigerung der anderen Fraktionen, bei diesem Vorgang die notwendige rasche Entscheidung mitzutragen, politisch durchsichtig", sagte Rose. "Ein Nein wäre für die Stadtwesentlich riskanter als ein Ja."