Die 68-jährige Hamburger Modedesignerin plant Comeback und könnte Kreativdirektor Raf Simons beerben

Hamburg. Die große Hamburger Modedesignerin kehrt an die Wurzeln ihrer Karriere zurück: Jil Sander will erneut in das einst von ihr in der Hansestadt gegründete Unternehmen zurückkehren. Sie möchte die Nachfolge von Raf Simons antreten, dem heutigen Kreativdirektor der Marke Jil Sander. Dies erfuhr die Zeitung "Die Welt" aus ihrem privaten Umfeld.

Der Belgier Simons ist wiederum im Gespräch, neuer Designer im Hause Dior zu werden. Dort gibt es seit dem Rauswurf des Designers John Galliano wegen antisemitischen Verhaltens eine Vakanz. Schon länger wurde in der internationalen Modeszene über beide Personalien gemunkelt. Offiziell solldie spektakuläre Rückkehr der Mode-Ikone allerdings erst in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.

Das Modeunternehmen Jil Sander, das mittlerweile in Mailand sitzt und dem japanischen Modekonzern Onward Holdings gehört, wollte zu dem Wechsel gestern nichts sagen. Nur so viel: Am Freitag werde der DesignerSimons bei der Modewoche in Mailand die aktuelle Herbst-Winter-Kollektion für das Modelabel Jil Sander vorstellen.

Jil Sander zählt weltweit zu den herausragenden Modeschöpferinnen. Schlichte Eleganz und edle Stoffe sind ihr Markenzeichen. Mit ihrem Minimalismus schrieb die heute 68-JährigeModegeschichte. Ihr Stil brachte ihr den Beinamen "Queen of Lean" ein. 1968 begann Sander mit einer Boutique in Pöseldorf. 1989 führte sie ihr stark gewachsenes Unternehmen an die Börse. Sie setzte auf Damenkollektionen; produziert wurde in Ellerau. 1997 präsentierte Sander ihre erste Herrenkollektion. Obwohl das Unternehmen weltweit wuchs, zog sich Jil Sander zunehmend zurück. 1999 übernahm die italienische Prada-Gruppe 75 Prozent der Stammaktien. Sander blieb zunächst Vorstandsvorsitzende und verantwortlich für das Design. Anfang 2000 gab sie auch den Vorstandsposten an den Prada-Vorsitzenden Patrizio Bertelli ab, nachdem ihre Meinungsverschiedenheiten nicht zu überbrücken waren. Die Marke litt darunter, dass Sander nicht mehr aktiv an Bord war. Im Frühjahr 2003 kehrte sie zurück und übernahm wieder die Verantwortung für das Design. Doch auch dieser zweite Versuch hielt nicht lange. Ende 2004 zog sie sich abermals zurück, obwohlihre Kollektionen in der Branche sehr gute Kritiken erhielten.

Nach längerer Pause kehrte Jil Sander 2009 in die Branche zurück - und arbeitete als Gastdesignerin für das japanische Label Uniqlo, das in der Preisliga von H&M spielt. Im Juni 2011 beendete sie dort ihr Zwischenspiel. Jetzt will sie sich wohl wieder ihrer Kernidee, der edlen Mode, widmen. Auf der Stofflieferanten-Messe in Paris wurde sie laut "Gala" schon gesichtet - auf derSuche nach feinem Tuch.