Frankfurt. In Deutschland ist der Anteil von Frauen im Management niedriger als in allen anderen Ländern Europas - mit Ausnahme der Niederlande. Gerade einmal 20 Prozent der Führungspositionen sind in der Bundesrepublik in weiblicher Hand, geht aus einer gestern veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Mercer hervor. Europaweit sind immerhin29 Prozent der Führungspositionen in Unternehmen mit Frauen besetzt.

Schlechter als Deutschland schnitten in dem Ranking nur noch die Niederlande ab, mit einem Frauenanteil von 19 Prozent. "Vor dem Hintergrund, dass Frauen über die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, ist der weibliche Anteil, den wir in den Managementetagen europäischer Unternehmen finden, wirklich dürftig", urteilte die Mercer-Expertin Dagmar Wilbs. Noch immer müssten Frauen für das Muttersein Nachteile in Sachen Karriere hinnehmen, kritisierte sie. Bisher seien den Ankündigungen der großen deutschen Konzerne, sich um Frauenförderung zu bemühen, kaum Taten gefolgt. Dies müsse nun bald geschehen, wolle man die angekündigten gesetzlichen Regulierungen verhindern, mahnte Wilbs.

Eine Schlüsselrolle spiele für Frauen dabei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. "Wenn von den Mitarbeitern in Führungspositionen erwartet wird, den Job ganz klar über familiäre Verpflichtungen zu stellen, dann kehren Frauen den Karrieremöglichkeiten im Unternehmen oftmals den Rücken", sagte die Expertin.

In Westeuropa glänzte erwartungsgemäß Schweden (30 Prozent) mit einem hohen Frauenanteil auf den Managementebenen. Noch besser schnitten überraschenderweise Griechenland und Irland mit jeweils 33 Prozent ab. Die Spitzenplätze im Geschlechter-Ranking belegten allerdings ehemalige Ostblockstaaten: Litauen (44 Prozent), Bulgarien (43 Prozent) sowie die Russische Föderation (40 Prozent). Mercer hatte für die Studie die Besetzung von fast 250 000 Führungspositionen in knapp 5000 Firmen in 29 europäischen Ländern ausgewertet.