Das Handwerk des Malers hat ein Imageproblem bei Jugendlichen. Bundesweit einziges Museum des Berufsstandes befindet sich in Hamburg.

Hamburg. Die Hamburger Maler- und Lackierer-Innung kämpft gegen die sinkende Zahl von Auszubildenden für ihr Handwerk. "Seit 2008 ist die Zahl der Neuanfänger von 277 auf noch rund 220 im vergangenen Jahr gesunken. Wir brauchen aber rund 300, damit der Bedarf der Betriebe gedeckt werden kann und später genügend Meister für die Betriebe bereitstehen", sagte Christian Renk, der Geschäftsführer der Hamburger Innung, im Gespräch mit dem Abendblatt. Als Hintergrund für die Entwicklung gilt bei den Firmen zum einen, dass der Beruf von Jugendlichen als wenig attraktiv angesehen wird. "Zudem wechseln viele den Beruf, weil sie sich nach der Ausbildung neu orientieren, zum Beispiel ein Studium beginnen", hat der stellvertretendeInnungs-Obermeister Holger Jentzbeobachtet.

Zwar bieten die Innungsbetriebe Abiturienten an der Berufsakademie am Harburger Elbcampus die Möglichkeit, einen Studiengang mit einer Lehre zu kombinieren. Die bereitstehenden zehn Plätze können derzeit oftmals aber nicht besetzt werden. "Dabei brauchen wir Nachwuchs beim Führungspersonal etwa für Betriebe, für die Nachfolger gesucht werden", sagte Jentz. Die Innung würde daher die Zahl der dualen Studienplätze gern erhöhen.

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Der Einstieg in die Branche bietet derzeit Chancen. Denn die konjunkturelle Situation der 245 Betriebe in der Innung sei weitgehend zufriedenstellend, so Jentz. "Wir profitieren von Aufträgen aus der HafenCity und von Hausverwaltungen, die Wohnungen sanieren lassen. Spürbar ist, dass wegen der Unsicherheit über den Euro mehr Geld für Malerarbeiten ausgegeben wird." So stieg der Umsatz der insgesamt 760 Betriebe mit gut 2100 Beschäftigten nach ersten Schätzungen der Innung 2011 um zehn auf 210 Millionen Euro. "Die Betriebe haben auch neue Mitarbeiter eingestellt. Allerdings fehlt es an qualifizierten Gesellen."

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Zudem benötigen die Malerbetriebe innerstädtische Gewerbeflächen. So ist auch der stellvertretende Obermeister mit seinem Betrieb von Altona auf die Veddel gezogen, wo er nun ein Grundstück der Hamburg Port Authority gepachtet hat. "In Wohngebieten wird der Lärm kaum mehr geduldet und die Flächen sind viel zu teuer", sagte Jentz. Dabei würden gerade schnell zu erreichende Arbeitsplätze dazu beitragen, mehr Jugendliche in Handwerksberufe zu bringen. "Das gilt", ist Jentz sicher, "auch für Maler und Lackierer."

Interesse an den Berufen, aber auch an der Geschichte des Handwerks wecken soll das 1984 eröffnete Maler- und Lackierer-Museum in Billwerder; es ist das einzige seiner Art bundesweit. Das Hauptgebäude ist das 400 Jahre alte Billwerder Glockenhaus. Seit 2002 gehört auch eine angrenzende Scheune dazu. "Gezeigt werden Exponate aus 800 Jahren Geschichte des Handwerks, das als Zunft erstmals 1196 in Magdeburg erwähnt wurde", so Ehrenmeister Rudolf Gregersen, der für das Museum zuständig ist. Dazu gehören Werkstätten aus mehreren Jahrhunderten, eine von Hand lackierte Kutsche, historische Meisterbriefe und Innungsfahnen.

Zur Förderung des Museums haben die Hamburger einen Verein gegründet, der Spenden sammelt und den Eintritt (vier Euro) einnimmt. Dazu fließt Geld aus der Stiftung des ehemaligen Obermeisters Carl-Friedrich Hansen in die Einrichtung. Geöffnet ist von Februar bis November sonnabends und sonntags von zehn bis 13 Uhr und für Gruppen nach Vereinbarung.