GlaxoSmithKline baut den Standort an der Alster in Hamburg aus. 420 Arbeitsplätze entstehen. Die Marke Granufink soll verkauft werden.

Hamburg. Einer der größten Pharmakonzerne der Welt stärkt den Standort Hamburg. Wie das Abendblatt erfuhr, verlagert das britische Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) seine Sparte Consumer Healthcare, die das Geschäft mit frei verkäuflichen Arzneimitteln und anderen Gesundheitsprodukten umfasst, aus der badischen Kleinstadt Bühl bei Baden-Baden nach Hamburg. Insgesamt 420 Mitarbeiter werden in dem Unternehmen und damit in der Hansestadt beschäftigt sein, wobei aber nur 180 in Hamburg direkt arbeiten werden. Die anderen sind im Außendienst tätig.

In der Sachsenstraße, City Süd, steht die neue Hauptzentrale des Unternehmens für den Bereich Nord- und Westeuropa. Unter anderem vertreibt das Unternehmen von dort Produkte wie Odol, Corega, Sensodyne, Dr. Best oder auch Zovirax gegen Lippenherpes und Formigran gegen Migräne. "Wir sind für elf Länder zuständig", sagte Spartenchef Anton van de Putte dem Abendblatt. Derzeit sucht er noch rund 60 Mitarbeiter etwa für das Marketing und den Finanzbereich, die Zulassung von Wirkstoffen sowie für die Verwaltung. Von Bühl nach Hamburg würden nur 60 Beschäftigte wechseln, weitere 70 Mitarbeiter hätten bereits in Hamburg neue Arbeitsverträge bekommen, so van de Putte. Vier Stockwerke hat GSK angemietet, wobei eines für die GSK-Pharmasparte mit 80 Mitarbeitern in Hamburg reserviert ist. Der Pharma- und der Consumerbereich arbeiten jedoch getrennt voneinander.

+++ Dr. Best ist jetzt ein Hamburger - und schafft 420 neue Jobs +++

+++ GlaxoSmithKline +++

"Die Hansestadt liegt in der Mitte unserer Region, die im Süden bis in die Schweiz und Österreich reicht." Vorallem die "fantastische Infrastruktur in der Stadt mit ihren Werbeagenturen und Verlagen und die Tatsache, dass man in Hamburg gute Talente als Mitarbeiter" finden kann, hat laut van de Putte den Ausschlag für den Umzug gegeben. Der Chef selbst freut sich besonders über den Ortswechsel. Der gebürtige Niederländer hat bei Unilever und zuletzt lange bei Beiersdorf gearbeitet, bevor er vor einem Jahr zu GSK wechselte und von der Hansestadt nach Bühl pendelte. "Hamburg ist seit 13 Jahren die Wahlheimat unserer Familie. Hier wurde unser achtjähriger Sohn geboren", so der Manager, der nun nicht mehr pendeln muss.

Der Markt, den GSK von der Hansestadt aus bearbeitet, ist hart umkämpft. Zu den großen Konkurrenten in der Mundpflege zählen unter anderen Colgate und Unilever, die beide ebenfalls in Hamburg vertreten sind. Van de Putte ist zuversichtlich, dass er die Spitzenposition des Unternehmens, das im Bereich Consumer Healthcare in Deutschland rund 500 Millionen Euro umsetzt, verteidigen kann. "80 Prozent unserer Produkte sind Marktführer", sagt er. Vor allem die Zahlen im Bereich Mundhygiene seien sehr gut.

"Jeden Tag verwenden mehr als 200 Millionen Menschen Mundpflegeprodukte von GSK", sagt van de Putte. "Jedes Jahr produzieren wir deshalb mehr als 600 Millionen Tuben Zahnpasta." Allein im vergangenen Jahr sei der Marktanteil von Sensodyne in der Bundesrepublik um 18 Prozent gestiegen. Die Zahnpasta Paradontax habe ihren Absatz um 70 Prozent verbessert, während Oldol-med3 um zehn Prozent zugelegt habe. "Wir haben damit in allen Bereichen besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt", so van de Putte. Auch bei den Zahnbürsten liegt das Unternehmen nach eigenen Angaben bundesweit vorn. Die Marke Dr. Best habe einen Marktanteil von 42,4 Prozent in Deutschland. Hergestellt werden die Produkte in aller Welt.

Viele Produkte des Unternehmens sind in Apotheken rezeptfrei erhältlich wie etwa das Arzneimittel Zovirax oder die Pflegeserie Physiogel von Stiefel. Andere Produkte wie die Marke Abtei gibt es darüber hinaus auch in Drogerien und Supermärkten zu kaufen. "Auch mit Abtei sind wir in Deutschland Marktführer", sagt van de Putte mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn die Dragees, die unter anderem Vitamine und Kieselerde enthalten, welche der Gesundheit dienen sollen, stehen derzeit zum Verkauf. Der Grund ist, dass der Pharmakonzern GSK ein international agierendes Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 33 Milliarden Euro ist. Die Marke Abtei hingegen ist nur im deutschsprachigen Raum bekannt und keine Weltmarke. "Abtei ist aber erfolgreich. Deshalb sind wir auch überzeugt davon, dass wir einen Käufer finden, der die Marke weiter voranbringt", so der Manager. Auch Granufink, ein Präparat, das Männern bei übermäßigem Harndrang helfen soll, steht zum Verkauf.

Van de Putte ist zuversichtlich, dass der Konzern die durch diese geplanten Verkäufe entstehenden Umsatzeinbußen zügig ausgleichen kann. Denn die Märkte für Nahrungsergänzungsmittel und frei verkäufliche Arzneimittel legen nicht zuletzt wegen der Überalterung der Gesellschaft seit Jahren rasant zu. GSK sei gut aufgestellt, so van de Putte. Denn das Unternehmen liefere in der Mundhygiene Produkte für jedes Alter: Zahncreme für Jüngere und Corega für Senioren.