Bonn. Nicht klirrende Kälte oder der Atomausstieg, sondern die Geldgier von Stromhändlern soll in den vergangenen Wochen das deutsche Stromnetz an den Rand des Zusammenbruchs getrieben haben. Ein Sprecher der Bundesnetzagentur berichtete gestern, Anfang Februar sei es gleich an mehreren Tagen über Stunden zu "starken Unterdeckungen" im Stromnetz gekommen. Zu Deutsch: Es fehlte nicht mehr vielzu einem Blackout.

Denn statt genügend Strom zuzukaufen, um den durch den Frost gestiegenen Bedarf zu decken, hätten sich Händler darauf verlassen, dass die Übertragungsnetzbetreiber die Stromlücken mithilfe der eigentlich nur für Notfälle gedachten sogenannten Regelenergie ausgleichen. "Das war für sie billiger", sagte der Sprecher der Wettbewerbsbehörde. Er bestätigte damit einen Bericht der "Berliner Zeitung".

In einem Schreiben an die Stromhändler kritisierte die Behörde, dass wegen des starken Anzapfens der Regelenergie teilweise keine Absicherung mehr verfügbar gewesen sei. Wenn also Kraftwerke ausgefallen wären, hätte das Netz kollabieren können. "Wir werden das in alle Richtungen untersuchen", betonte der Behördensprecher. Die Netzagentur sprach von einer sehr ernsten Situation. Grüne und Linke forderten eine stärkere Überwachung des Strommarktes.

Wegen der enormen Nachfrage war der Strompreis an der Börse auf weit über 350 Euro für die Megawattstunde hochgeschnellt. Die Regelenergie kostete dagegen nur rund 100 Euro je Megawattstunde.