Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht bei Call by Call. Einige Telefonanbieter sind hochpreisig

Hamburg. Helga S. war entsetzt, als sie ihre Telefonrechnung sah. Für ein zehnminütiges Ferngespräch sollte sie rund 20 Euro bezahlen. "Dabei bin ich sehr sparsam und wähle per Call by Call nur günstige Anbieter aus", sagt die Rentnerin. Dabei ist ihr offenbar ein Tippfehler passiert, denn einen Anbieter, der 1,99 Euro pro Minute verlangt, hätte sie niemals gewählt.

Wer einen Telefonanschluss der Telekom hat, kann mittels Vorwahlkennziffern günstiger telefonieren als zum normalen Tarif. Rund 24 Millionen Kunden in Deutschland ist das möglich. Die Bezahlung erfolgt über die Telefonrechnung der Telekom. "Vor allem Ältere, die keine Flatrate haben, machen davon häufig Gebrauch", sagt Bettina Seute vom Verbraucherportal Teltarif.de.

So können tagsüber Ferngespräche für 1,31 Cent (Vorwahl 01088) pro Minute geführt werden. Auch wer häufig einen Mobilfunkanschluss anruft, kann die Kosten so gegenüber normalen Tarifen deutlich reduzieren. Knapp fünf Cent (Vorwahl 010088) kostet die Minute vom Festnetz zu einem Handy im Inland. "Das ist eine Ersparnis von mehr als 50 Prozent", sagt Seute. "Doch man muss sehr aufpassen, um nicht in Kostenfallen zu tappen."

Bei Call by Call muss nur die Billignummer vor der Telefonnummer gewählt werden. Helga S. wähnte sich sicher, die Vorwahl 010010 benutzt zu haben. Anbieter Easybell verlangt bis Ende März nicht mehr als 1,99 Cent pro Minute. Diese Preisgarantie war ihr wichtig. Wer aber nur eine Null vergisst, also 01010 wählt, landet bei einem anderen Anbieter und zahlt 1,99 Euro pro Minute. "Da solche hohen Preise im Markt keinen Sinn machen, kann man nur vermuten, dass die Anbieter es darauf anlegen, dass Anrufer sich verwählen", sagt Seute. "Die stark unterschiedlichen Preise bei ähnlichen Vorwahlen sind ein großes Problem", sagt Anneke Voß von der Verbraucherzentrale Hamburg. Nicht immer müssen die Preisunterschiede gleich das Hundertfache betragen. Doch auch ein solcher Preisunterschied ist ärgerlich: Während man mit 010091 für 1,9 Cent pro Minute telefonieren kann, kostet die Vorwahl 01091 knapp 80 Cent pro Minute.

Auch bei der Bundesnetzagentur, die für die Anbieter der Call-by-Call-Vorwahlen zuständig ist, häufen sich die Beschwerden über die neue Kostenfalle. "Das Problem ist erkannt", sagt Renne Henn, Sprecher der Aufsichtsbehörde. Der Gesetzgeber plant eine verpflichtende Preisangabe für die Firmen, so wie das jetzt bei den 0900-Nummern schon Pflicht ist. Doch wie lange die Verbraucher noch auf diese Regelung warten müssen, ist ungewiss. "Das entsprechende Gesetz ist zurzeit im Vermittlungsausschuss des Bundesrates", sagt ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Wann es in Kraft treten könne, sei derzeit nicht absehbar. An der Ähnlichkeit der Rufnummern kann die Bundesnetzagentur allerdings nichts ändern. "Das ist technisch bedingt", sagt Henn. "Es gibt immer mehr Anbieter und das macht neue Nummernkombinationen erforderlich." So gibt es die Vorwahl 010 und 0100 jeweils mit zwei weiteren Ziffern.

Kostenfallen lauern allerdings nicht nur bei ähnlichen Vorwahlen. "Die Tarife können sich ständig ändern, wenn es keine Preisgarantie für einen bestimmten Zeitraum gibt", sagt Seute. "Auf diesem Markt geht es zu wie an der Tankstelle." Es gibt verschiedene Tricks, auf die Anbieter achten müssen. "Da die Preisansage keine Pflicht ist, kann sie plötzlich unterlassen werden, wenn der Tarif erhöht wurde", warnt Voß. Das falle dem Verbraucher vielleicht gar nicht auf. "Wenn es eine Preisansage gibt, muss man sie aufmerksam anhören, und darf nicht darauf vertrauen, dass die Vorwahl bisher günstig war", sagt Voß aus ihrer Beratungspraxis. Denn auch Anbieter, die zuvor günstig waren, können zu teuren Anbietern werden. Helga S. passt jetzt beim Tippen der Vorwahl noch mehr auf.