Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch leiten die TV-Familie

Hamburg. Spekulationen gab es schon kurz vor Weihnachten: Da hatte die dem Medienkonzern Bertelsmann gehörende RTL Group überraschend Guillaume de Posch in ihren Vorstand berufen. Damals mutmaßten nicht wenige, dass Gerhard Zeiler, der äußerst erfolgreiche Chef der größten europäischen Senderfamilie, den Belgier geholt hatte, um ihn als seinen Nachfolger aufzubauen. Damit, dass Zeiler bereits Mitte April die RTL Group verlassen wird, um Präsident der Sendergruppe Turner Broadcasting System (TBS) International (CNN, TNT) zu werden, hatte aber niemand gerechnet.

Die Gründe für seinen plötzlichen Abschied liegen im Dunkeln. Man kann nicht sagen, dass Zeiler sich beruflich verbessern wird: TBS gibt zwar keine Geschäftszahlen bekannt, aber an die RTL Group, die 5,9 Milliarden Euro im Jahr 2010 umsetzte und auf einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) von 1,1 Milliarden Euro kam, dürfte die Time-Warner-Tochter kaum herankommen. Bei der RTL Group ist Zeiler für knapp 9800 Mitarbeiter verantwortlich, bei TBS werden es nur 3800 sein. Gerüchte, zwischen ihm und dem neuen Bertelsmann-Chef Thomas Rabe stimme die Chemie nicht, könnten durch den Wechsel neue Nahrung bekommen.

Ob der ehemalige ProSiebenSat.1-Chef de Posch tatsächlich auf Dauer Zeilers Nachfolger wird, ist ungewiss. Zunächst ist er Teil einer Doppelspitze. Gemeinsam mit der deutschen RTL-Chefin Anke Schäferkordt wird er künftig die Geschicke der RTL Group lenken und dabei für das Auslandsgeschäft und die Produktionstöchter des Unternehmens verantwortlich sein.

Offiziell sind beide Firmenlenker gleichberechtigt. Doch nur Schäferkordt zieht, als erste Frau überhaupt, in den Vorstand von Bertelsmann ein. Liz Mohn, die Patronin des Medienkonzerns, soll die kostenbewusste Managerin sehr schätzen. Die heute 49-Jährige fing vor 24 Jahren bei Bertelsmann als Controllerin an und arbeitete sich bis an die Spitze von RTL Television Deutschland (RTL, Vox, Super RTL, n-tv) hoch. Deutsche RTL-Chefin soll sie auch bleiben. Nicht auszuschließen ist, dass Schäferkordt irgendwann allein der RTL Group vorsteht.