Standort Bochum muss um seine Zukunft bangen. Autobauer schreibt 440 Millionen Euro Verlust

Frankfurt. Der Autobauer Opel muss sich erneut auf schmerzhafte Einschnitte einstellen. Beim Mutterkonzern General Motors (GM) wird derzeit auch die Schließung von einem oder mehreren Standorten durchgespielt. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, verliert der US-Autobauer mit seiner defizitären Tochter die Geduld. Die Zeitung zitiert einen nicht näher genannten Konzernvertreter mit den Worten: "Wenn Opel gerettet wird, dann wird Opel jetzt gerettet, und die Einschnitte werden tief sein."

GM präsentiert kommende Woche die Bilanz für 2011 und wird Rekordzahlen vermelden. Opel hat dagegen in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres 440 Millionen Euro Verlust eingefahren. GM wollte zu den Vorgängen keine Stellung nehmen. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke versicherte unterdessen in einem Brief an die Mitarbeiter, "dass es bis jetzt keinerlei Entscheidungen im Opel/Vauxhall-Management, bei GM oder im Opel-Aufsichtsrat gibt, wonach Werke geschlossen, Stellen abgebaut oder Produktionsvolumen verlagert werden sollen." Weil der Automarkt in Europa angesichts der Schuldenkrise aber allgemein zurückgehe, "müssen wir zweifellos gewisse Probleme lösen". "Wir nehmen diese lancierten Drohungen zur Kenntnis, verweisen aber darauf, dass es Verträge mit den Arbeitnehmervertretern gibt, die Werksschließungen sowie betriebsbedingte Kündigungen ausschließen", sagte Armin Schild, der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat. "Diese Verträge gelten bis 2014."

Doch nach Informationen der "Welt" stellt GM die Verträge nun infrage. "Es steht seitens des Mutterkonzerns der Vorwurf im Raum, die Belegschaft leiste nicht den vereinbarten Beitrag zur Sanierung", hieß es bei Opel. Bereits im Dezember habe das Management den Betriebsrat aufgefordert, die Auszahlung der für 2011 ausgehandelten Tariferhöhung von 2,7 Prozent weiter aufzuschieben. Die Pläne von GM bedeuten, dass die Werke Bochum und im britischen Ellesmere Port erneut um ihre Zukunft bangen müssen. Vor allem für den deutschen Standort sieht es schlecht aus, da Bochum die höchsten Strukturkosten im Werksverbund von Opel und Vauxhall habe. Ein Teil der Produktion solle nach Südkorea verlegt werden, dort produziert und entwickelt GM bereits Fahrzeuge.