Auch Leiharbeiter sollen notfalls streiken - Angleichung ihrer Bezahlung gefordert

Frankfurt/Hamburg. Die Metallindustrie steuert auf eine harte Tarifrunde zu: Neben einer kräftigen Lohnsteigerung für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche um bis zu 6,5 Prozent strebt Deutschlands mitgliederstärkste Industriegewerkschaft eine Angleichung der Bezahlung von Leiharbeitern an jene der Festangestellten an. Um dies durchzusetzen, sollen auch Zeitarbeiter notfalls zu Streiks aufgerufen werden. "Stammbeschäftigte und Leiharbeiter werden in dieser Tarifrunde punktuell für ihre Dinge streiken", kündigte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel in Frankfurt an.

Die von der Gewerkschaftsspitze beschlossene Forderungsempfehlung an die regionalen Tarifkommissionen steht allerdings in krassem Widerspruch zu den Vorstellungen der Arbeitgeber. Deren Verband Gesamtmetall bezeichnete sie als nicht nachvollziehbar. Die Gewerkschaft könne maximal drei Prozent mit wirtschaftlichen Kennziffern begründen. "Für die restlichen 3,5 Prozent gibt es keine belastbare Grundlage", kritisierte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser. Dagegen will die IG Metall einen aus ihrer Sicht nicht ausreichend berücksichtigten Aufschwung im vergangenen Jahr bei den Löhnen nachholen.

Dafür sieht Peter Haas, Sprecher des Arbeitgeberverbands Nordmetall, keine Grundlage: "Wenn die Gewerkschaft sagt, die Beschäftigten hätten zurückgesteckt, dann stimmt das nicht. In den Jahren seit Beginn der Krise 2008 gab es Tariferhöhungen von neun Prozent, die Inflation über diese Zeit lag bei nur 6,5 Prozent." Einmalzahlungen seien dabei noch nicht berücksichtigt.

Zwar sei 2011 tatsächlich ein gutes Jahr für die Branche gewesen, so Haas. "Wir wissen aber aus Umfragen, dass die Perspektiven für 2012 deutlich gedämpfter sind." Am 15. März soll es im Norden ein erstes Tarifgespräch geben.

An einer Einkommensverbesserung will die IG Metall die Leiharbeiter teilhaben lassen. Geplant sind parallele Gespräche mit den Metallarbeitgebern und den Verbänden der Verleihfirmen. Zeitarbeiter werden oft von Firmen eingesetzt, um Auftragsspitzen abzuarbeiten. Mittlerweile werden jedoch Stammbeschäftigte vielfach durch Zeitarbeiter ersetzt, weil diese billiger sind und ihnen schneller gekündigt werden kann. "Wir sind getäuscht worden", kritisierte Gewerkschaftschef Berthold Huber. Eingeführt worden sei die Leiharbeit mit dem Argument größerer Flexibilität, die Betroffenen würden jedoch schlecht bezahlt.

Die Gewerkschaft trete jedoch nicht an, um diese Schieflage auf einen Schlag zu lösen, dämpfte Huber allzu hohe Erwartungen. Dafür sei der Abstand in der Bezahlung von eigenem Personal und Leiharbeitern in den Firmen zu groß. "Wir machen nicht das alleinige Geschäft der Politik." Der Gesetzgeber bleibe aufgefordert, seinen Teil beizutragen. Durch Branchenzuschläge und betriebliche Zulagen der Verleihfirmen wolle die Gewerkschaft eine Annäherung der Bezahlung von Leiharbeitern erreichen.