Die Holsten-Brauerei ändert ihre Strategie für das Kultbier. Unterdessen schwelt der Streit zwischen dem Unternehmen und Edeka weiter.

Hamburg. Die Hamburger Holsten-Brauerei hat große Pläne mit seiner Marke Astra . Das Bier soll künftig nicht nur im Norden, sondern deutschlandweit angeboten werden. "In den vergangenen acht Jahren hat sich der Absatz von rund 250.000 Hektoliter auf 400.000 erhöht. In den nächsten fünf Jahren peilen wir 800.000 Hektoliter an", sagte Holsten-Chef Frank Maßen. Astra habe in Deutschland einen Kultstatus erreicht. "Selbst auf der Münchener Leopoldstraße wird schon Astra ausgeschenkt." Die Brauerei will ihren Standort in Altona insgesamt kräftig ausbauen. "Wir werden in den nächsten fünf Jahren 40 Millionen Euro investieren. Unter anderem werden wir die Brauanlagen für Astra und Holsten modernisieren, um die Kapazität zu steigern", sagte Maßen gestern zu Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).

Zwar ist der deutsche Bierkonsum seit Jahren rückläufig, aber Holsten benötigt weitere Kapazitäten, weil das Unternehmen immer mehr Bier im Auftrag des dänischen Mutterkonzerns Carlsberg in andere Länder liefern darf. Unter anderem braute der Konzern in Hamburg im vergangenen Jahr für den britischen Markt Bier der Marke Holsten, weil die Brauerei in Northampton ausgefallen war, und belieferte auch den polnischen Markt mit Holsten. "Inzwischen liefern wir mehr Holsten im Ausland aus als auf dem deutschen Markt", sagte Maßen, ohne eine genaue Größenordnung zu nennen. Die Biersorte sei mittlerweile neben Großbritannien auch auf dem Balkan und in Russland sehr verbreitet. Auch der skandinavische Markt wird mit Holsten von der Hansestadt aus versorgt.

Neu auf den Markt kommt auch eine PET-Flasche der Marke Carlsberg, die extra für das Unternehmen entwickelt wurde. Der dänische Mutterkonzern hat entschieden, dass auch dieses Produkt in Hamburg gebraut und abgefüllt wird. Daneben will das Unternehmen seine Erzeugnisse stärker in den Premiumbereich rücken. In wenigen Tagen kommt eine veränderte Holstenflasche auf den Markt. Unter anderem wird der schwarze Ritter auf dem Etikett durch einen weißen ersetzt.

"Wer in Hamburg Bier verkauft, muss dieses auch in der Stadt produzieren", sagte Maßen. Seit 133 Jahren ist Holsten in Hamburg aktiv. Neben der stärkeren Verbreitung der Marke hat sich Maßen vorgenommen, noch mehr die Nähe zur Hansestadt zu suchen. So findet auch in diesem Jahr am 5. und 6. Mai wieder ein Brauereifest auf dem Gelände in der Holstenstraße statt. Beim ersten Fest im vergangenen Jahr kamen immerhin 25.000 Besucher.

Während Astra, Duckstein und Lübzer 2011 beim Absatz zulegten oder der Verkauf stabil blieb, musste Holsten einen Rückgang von 15 Prozent auf 960.000 Hektoliter verbuchen. Grund sind die seit mehr als einem Jahr andauernden Auseinandersetzungen mit dem Edeka-Konzern und dessen Tochter Netto. Vor allem in Süd- und Westdeutschland beliefert Holsten Edeka und Netto nicht mehr, weil beide die Preise zu stark drückten. Horch sagte, er spreche das Thema bei Treffen mit der Edeka-Führung immer wieder an. Ein Edeka-Sprecher sagte gestern dem Abendblatt, man sei für Gespräche immer offen. "Schon 2011 haben wir mit Carlsberg eine Einigung erzielt." Die fiel jedoch regional unterschiedlich aus. Ohne die Produktion für Carlsberg wären 2011 bis zu 50 Jobs in der Brauerei bedroht gewesen. Holsten beschäftigt in Deutschland 600 Mitarbeiter, davon 150 in Lübz und 450 in Hamburg. Maßen hofft nun auf eine baldige Einigung.