Für die Deutsche Börse ist die Rote Karte aus Brüssel eine herbe Schlappe auf ihrem Expansionskurs. “Das ist ein schwarzer Tag für uns“, sagte Börsenchef Reto Francioni, der die Entscheidung für falsch hält. Damit werde “die Schaffung einer in Europa beheimateten und global führenden Börsengruppe verhindert“.NYSE Euronext erklärte, es werde nun über die Auflösung der Fusionsvereinbarung diskutiert.

Brüssel/Frankfurt. Die transatlantische Fusion der Börsen in Frankfurt und New York zum größten Handelsplatz der Welt ist geplatzt: Die EU-Wettbewerbshüter untersagten der Deutschen Börse den geplanten Zusammenschluss mit der NYSE Euronext. Zum Nein zu der Fusion sei er gezwungen, um ein Monopol im globalen Markt für Termingeschäfte und eine erhebliche Schädigung der europäischen Wirtschaft zu verhindern, begründete EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia die Entscheidung.

Für die Deutsche Börse ist die Rote Karte aus Brüssel eine herbe Schlappe auf ihrem Expansionskurs. "Das ist ein schwarzer Tag für uns", sagte Börsenchef Reto Francioni, der die Entscheidung für falsch hält. Damit werde "die Schaffung einer in Europa beheimateten und global führenden Börsengruppe verhindert".

NYSE Euronext erklärte, es werde nun über die Auflösung der Fusionsvereinbarung diskutiert. Sie signalisierte damit, dass man in New York nicht mehr auf eine Revidierung der Kommissionsentscheidung durch den Europäischen Gerichtshof hofft.

Almunia wies darauf hin, dass die beiden führenden transatlantischen Börsenbetreiber mehr als 90 Prozent des börsengebundenen Derivatehandels mit europäischen Werten kontrolliert hätten. Derivate sind Wetten auf die Kursentwicklung von Aktien, Anleihen oder Rohstoffen. Dazu gehören Optionsscheine ebenso wie Zertifikate. Derzeit teilen sich mit Eurex (Deutsche Börse) und Liffe (NYSE Euronext) Tochterfirmen der beiden Fusionspartner den Markt. Das äußerst lukrative Geschäft bilde "den Kern des Finanzsystems", sagte der Kommissar. Die Fusion hätte den Wettbewerb ausgeschaltet - und den Einstieg neuer Konkurrenten blockiert, warnte er.

Das Aus für das Zehn-Milliarden-Dollar-Geschäft ist ein Dämpfer für beide Unternehmen: Sie wollten sich durch die Fusion auch besser gegen große Konkurrenten in den USA und Asien wappnen. "Große Übernahmen und eine grundlegende Konsolidierung der Branche wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben", sagte Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research. Die Arbeitnehmer der Deutschen Börse, die sich gegen die Fusion gestemmt hatten, reagierten positiv. Der geplante Zusammenschluss hätte viele Jobs der Mitarbeiter in Deutschland gefährdet.