Standort Hamburg wird geschlossen. 70 Mitarbeiter betroffen

München. Die Schreckensnachricht kam um 12.01 Uhr per E-Mail an alle Mitarbeiter. "Restrukturierung von NSN - nächste Schritte in Deutschland", lautete die Betreffzeile, die Tausende Mitarbeiter des Unternehmens Nokia Siemens Networks in München, Hamburg, Berlin und anderen Standorten des Unternehmens gestern erstarren ließ: 2900 Arbeitsplätze will NSN streichen und fast alle deutschen Standorte schließen. Am schlimmsten trifft es die Zentrale in München mit 3600 Mitarbeitern, die ihre Jobs verlieren oder umziehen müssen. "Wir sind alle geschockt", sagte Michael Leppek von der IG Metall München.

In Hamburg hat NSN rund 70 Beschäftigte. "Es ist geplant, den Standort bis Ende des Jahres zu schließen", sagte eine Firmensprecherin dem Abendblatt. "Wir sind uns unserer Verantwortung für die Mitarbeiter bewusst und werden nun beginnen, mit der Arbeitnehmervertretung über soziale Maßnahmen zu verhandeln."

Das Vorgehen des Unternehmens werde sicher zu "massivem Protest" in der Belegschaft führen, sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher des IG-Metall-Bezirks Küste.

Auch in München kündigten Betriebsrat und Gewerkschaft Widerstand gegen die Pläne an und rief bereits für heute zum Protest auf. "Wir wollen, dass der Standort erhalten bleibt", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Georg Nassauer. Die Nachricht von der Schließung hat die schlimmsten Befürchtungen der Mitarbeiter in München übertroffen. "Brutaler geht es nicht", so Leppek. Auch die Art der Kommunikation sorgte für Entsetzen. "Das ist einfach unglaublich", sagte Nassauer. Erst am Nachmittag, dreieinhalb Stunden nach der Mail, sollten die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung informiert werden. "Die Menschen so vor den Kopf zu stoßen und dann stundenlang allein zu lassen, das geht gar nicht", schimpfte Leppek.

Schon seit Monaten bangen die rund 9000 Mitarbeiter von NSN an den 35 deutschen Standorten um ihre Jobs. Denn schon Ende November hatte das angeschlagene Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und Nokia mit Hauptsitz in Finnland den Abbau von weltweit 17 000 Stellen bekannt gegeben - aber keine Details für Deutschland genannt. Dass es so schlimm kommen wird, hat kaum einer erwartet.

Seit Jahren leidet der Netzwerkausrüster unter einem harten Preiskampf und strich bereits Tausende Jobs in Deutschland. Seinen Müttern Nokia und Siemens machte das 2007 gegründete Gemeinschaftsunternehmen viel Kummer und häufte Verluste in Milliardenhöhe an. Künftig will NSN das Geschäft in Deutschland nur noch von fünf Standorten aus steuern: Berlin, Bruchsal, Düsseldorf, Bonn und Ulm.

"Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit der neuen Strategie und der geplanten Organisationsstruktur bestens für die Zukunft gerüstet sind", schrieben die NSN-Geschäftsführer in ihrer Mail. Für den weiteren "Planungsprozess" der Restrukturierung versprachen sie den Mitarbeitern Fairness und Respekt und verabschiedeten sich mit "Vielen Grüßen".