Betriebseinstellung der spanischen Fluggesellschaft war laut Regierung ein Risiko für die Flugsicherheit. Experte erwartet Probleme auch bei anderen Airlines.

Madrid/Hamburg. Wegen finanzieller Engpässe hat die spanische Fluggesellschaft Spanair ihren Betrieb eingestellt. Zuvor hatte die Regionalregierung Kataloniens als Hauptanteilseigner die Zahlungen gestoppt. Etwa 22.000 Passagiere mussten sich aufgrund gestrichener Flüge alternative Reisemöglichkeiten suchen. Die Regierung in Madrid kündigte am Wochenende rechtliche Schritte gegen Spanair an. Entwicklungsministerin Ana Pastor sagte, der Fluggesellschaft drohe wegen zwei "ernsthafter Verstöße" gegen Gesetze zur Flugsicherheit ein Bußgeld in Höhe von neun Millionen Euro.

Nach der Ankündigung am Freitag, den Betrieb einzustellen, wurden Passagiere der Spanair gebeten, für "umfassende Informationen" auf der Internetseite der Fluggesellschaft nachzusehen. Der Verband europäischer Billigfluggesellschaften (ELFAA) teilte mit, auf Spanair gebuchte Passagiere könnten zu Sonderpreisen auf Fluggesellschaften ausweichen, die zum Verband gehörten, darunter Ryanair und EasyJet. Das Angebot sei von der Verfügbarkeit von Plätzen abhängig, hieß es.

Die Regionalregierung von Katalonien hatte am Freitag erklärt, sie könne Spanair nicht länger finanziell unterstützen. Das "derzeitige Wirtschaftsklima" und die "europäische Gesetzgebung bezüglich des Wettbewerbs" machten dies unmöglich. Das für den Luftverkehr zuständige spanische Ministerium veröffentlichte eine Erklärung, in der es Spanair aufforderte, "seine Verpflichtungen gegenüber den Passagieren zu erfüllen". Hamburg ist nur mit einer Verbindung nach Barcelona betroffen. Offenbar gelang es den Gästen ohne größere Schwierigkeiten, auf andere Anbieter umzubuchen, denn von Problemen wegen nicht beförderter Passagiere war am Flughafen laut einer Sprecherin nichts bekannt.

"Spanien ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt", sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Von Deutschland aus könne man für 49 Euro dorthin fliegen: "Das ist Preiskampf pur." Spanair habe auf diesem Markt mit der Iberia, die mit British Airways fusionierte, einen gut gerüsteten Konkurrenten. Zudem leide Spanair noch immer unter den Folgen des schweren Unglücks vom August 2008, als 154 Menschen beim Absturz einer McDonnell Douglas MD-82 in Madrid starben. "Es gab damals Hinweise, dass es in dem Unternehmen mit der Technik nicht rundlief", sagte Schellenberg.

Der Zeitpunkt des Flugstopps von Spanair ist nach Auffassung des Experten kein Zufall: "Nach dem Weihnachtsgeschäft geht der einen oder anderen Airline die Puste aus." Die spanische Gesellschaft werde wohl nicht die letzte sein, der dies widerfahre: "Der Wettbewerb wird immer härter, und der Winter ist noch lang. Außerdem dürften die Treibstoffpreise noch weiter steigen."

+++ Kommentar: Zeit für eine Marktbereinigung +++

Die 1986 gegründete Spanair ist nach Iberia, Vueling und Air Europa die viertgrößte spanische Fluggesellschaft, hat eine 36 Jets umfassende Flotte und beschäftigt direkt und indirekt rund 4000 Mitarbeiter. Für die Firma sollte nach Medienberichten ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Beobachter gingen jedoch übereinstimmend davon aus, dass die Linie kaum zu retten sei. Die Zukunft der Beschäftigten war völlig unklar. Mitarbeiter erklärten, sie wüssten nicht einmal, ob sie ihre Januar-Gehälter noch ausgezahlt bekämen.

Die frühere Tochter der skandinavischen Gesellschaft SAS gehört seit 2009 mehrheitlich einer Reihe von Konsortien, die von der Regionalregierung in Katalonien und katalanischen Unternehmen kontrolliert werden. Die Katalanen hatten gehofft, mit Spanair die Bedeutung des Flughafens von Barcelona stärken zu können. Die Regionalregierung und die Stadt Barcelona steckten nach Angaben der Zeitung "La Vanguardia" seit 2009 mehr als 120 Millionen Euro in das Unternehmen.

Die Eigner hatten gehofft, dass Qatar Airways bei Spanair einsteigen und 49 Prozent des Kapitals übernehmen würde. Die Verhandlungen scheiterten jedoch. Qatar Airways hatte eine Garantie verlangt, dass die Europäische Union von Spanair nicht die Rückzahlung der Subventionen verlange. Im Jahr 2010 hatte Spanair einen Verlust von 115 Millionen Euro eingeflogen. SAS teilte mit, man müsse wegen der Krise bei Spanair Abschreibungen in Höhe von umgerechnet etwa 190 Millionen Euro vornehmen.