Studie beziffert den Umsatz auf 343 Milliarden Euro. Trend ist aber rückläufig

Tübingen. Durch die niedrige Arbeitslosigkeit wird in Deutschland so wenig schwarzgearbeitet wie seit 18 Jahren nicht mehr. Weil man derzeit vergleichsweise leicht einen regulären Job bekomme, sei Schwarzarbeit für die Menschen nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung, Bernhard Boockmann, gestern in Tübingen. Die Schattenwirtschaft werde in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro weniger umsetzen als im Vorjahr, hieß es. Der Gesamtumsatz wird auf 343 Milliarden Euro geschätzt. Der illegale Sektor bliebe damit einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland. Zum Vergleich: Die Bauindustrie rechnet lediglich mit einem Umsatz von 92 Milliarden Euro.

"2010 und 2011 hatten die günstige Arbeitsmarktentwicklung und das kräftige Wachstum bereits dazu geführt, dass die Schattenwirtschaft um 7,5 Milliarden Euro gesunken ist", heißt es in der mit dem Experten Friedrich Schneider (Uni Linz) durchgeführten Studie. Der Rückgang falle wegen der Konjunkturflaute und der langsamer steigenden Beschäftigung aber schwächer aus.

13,4 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung entfällt der Studie zufolge auf die Schwarzarbeit. Damit geht jeder siebte verdiente Euro am Fiskus vorbei. Das entspricht etwa dem Durchschnitt der Industrieländer. In Italien und Griechenland liegt der Anteil bei mehr als 20 Prozent, in der Schweiz und den USA dagegen unter acht Prozent. 2003 war mit 17,1 Prozent ein Rekordwert in Deutschland erreicht worden.

Um die Schwarzarbeit weiter einzudämmen, schlagen die Forscher eine befristete Rückvergütung der Mehrwertsteuer bei arbeitsintensiven Dienstleistungen in der Baubranche und eine stärkere steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen vor.