Zu Jahresbeginn werben die Geldhäuser mit attraktiven Zinsen. Allerdings sollten die interessierten Anleger nicht auf jede Werbebotschaft hereinfallen.

Hamburg. Der Kampf um die Spargelder der Deutschen wird immer härter. Jetzt wird mit Renditen geworben, von denen die Sparer bisher nur träumen konnten. So rechnet das Vergleichsportal Check24 bei dem besten Tagesgeldangebot eine Rendite von 6,50 Prozent vor. Ein seriöses Angebot? Durchaus, nur die Rechnung hat ihre Tücken. Denn der Tagesgeldzins liegt bei der ING-DiBa lediglich bei 2,50 Prozent. Aufgepeppt wird die Rendite mit einem einmaligen Bonus der Bank von 50 Euro, zu dem das Vergleichsportal 30 Euro selbst beisteuert. Bei einer Anlagesumme von 5000 Euro und einem Anlagezeitraum von 90 Tagen ergibt sich so tatsächlich eine Rendite von 6,50 Prozent.

"Das ist irreführend, weil eine solche Rendite innerhalb eines Jahres praktisch nicht erreicht werden kann", sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Wer bei Check24 den Anlagezeitraum auf ein Jahr einstellt, sieht, dass das Tagesgeld der ING-DiBa auch mit Bonus nur gut drei Prozent bringt. "Wir haben ein attraktives Produkt, dass es so nirgends anders gibt", sagt Daniel Friedheim von Check24. "Die Renditeangabe ist korrekt." Und für Tagesgeld sei es typisch, dass es nur kurz geparkt werde.

Bonus für Neukunden, Zinsgarantie beim Tagesgeld und ganz unterschiedliche Sicherungssysteme: Für Kunden ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Doch ein Konditionsvergleich mit der Hausbank zahlt sich aus, denn häufig liegt das Geld noch auf dem Sparbuch und wird mit weniger als einem halben Prozent verzinst. Dabei können mit Tagesgeld knapp drei Prozent eingefahren werden, und wer sein Geld für zwei Jahre anlegt, bekommt bis zu 3,55 Prozent pro Jahr.

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+++ Banken leihen sich fast 500 Milliarden Euro +++

"Viele Konditionen sind zwar gut, aber ohne Internet kann man sie gar nicht nutzen", klagt Abendblatt-Leserin Traudel Henning. Für den großen Zinsvergleich hat das Abendblatt deshalb die besten Angebote verschiedenen Kundenzielgruppen zugeordnet (siehe Grafik). Wer seine Geldgeschäfte nicht per Internet erledigen kann, sondern nur per Telefon oder auch eine Filiale in Hamburg aufsuchen will, findet unter der entsprechenden Zielgruppe die besten Zinsofferten.

Dabei zeigt sich, dass selbst in der Bankfiliale gute Konditionen abgerufen werden können. Targobank und Hanseatic Bank liegen beim Festgeld mit ihren 2,50 Prozent lediglich 0,35 Prozentpunkte unter der besten Kondition der Internetbank NIBC. Ein weiterer Vorteil: Die Filialbanken garantieren diesen Zins für sechs Monate. Denn beim Tagesgeld können sich die Konditionen täglich ändern. "Mit einer solchen Zinsgarantie hat man die Flexibilität, jederzeit an sein Geld zu können und gleichzeitig die Zinssicherheit eines Festgeldes", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Beim Festgeld beträgt der Abstand zwischen Filial- und Internetbank einen Prozentpunkt für einjährige Anlagen. Doch Spitzenreiter GarantiBank mit 3,50 Prozent ermöglicht auch die Kontoführung über das Telefon. Vielleicht eine Alternative für Anleger, die ihre Geldgeschäfte nicht per Internet erledigen wollen.

Doch neue Anbieter, die auf den deutschen Markt kommen, setzen ausschließlich auf das Internet, denn es bietet große Kostenvorteile, weil die Kunden einen großen Teil der Arbeit der Banken übernehmen. "Die Kostenvorteile können wir dann an die Kunden in Form guter Konditionen weitergeben", sagt Liesbeth Rigter, Deutschland-Chefin der niederländischen Bank Moneyou, einem Tochterunternehmen der ABN Amro Bank. Moneyou ist seit einem halben Jahr in Deutschland aktiv. "Wir stellen fest, dass auch ältere Kunden sehr aufgeschlossen für unser Angebot sind", sagt Rigter. "Bis Ende des Jahres wollen wir 1,5 Milliarden Euro einsammeln, und wir liegen gut im Plan." Bei den Laufzeiten will die Bank noch nachbessern. Denn bisher gibt es nur ein sechsmonatiges Festgeld, das mit 2,9 Prozent verzinst wird. Ein Pluspunkt: Wer vorzeitig an sein Geld muss, erhält 1,9 Prozent. "In den Niederlanden reicht diese eine Laufzeit völlig aus, aber wir haben verstanden, dass es in Deutschland den Wunsch nach längeren Laufzeiten gibt", sagt Rigter.

Was Anleger noch abhält, ihr Geld Moneyou oder anderen ausländischen Banken zu überweisen, ist nicht nur ein wenig vertrauter Name, sondern, dass es sich um ausländische Institute handelt. Was passiert mit dem Geld? "Es fließt in den großen Topf der ABM Amro Bank, die in Staatsbesitz ist", sagt Rigter. Die Einlagen dienen zur Finanzierung von Krediten und Hypotheken von Privat- und Geschäftskunden in den Niederlanden, in geringerem Ausmaß auch in anderen Ländern.

Im Prinzip muss sich der Kunde aber nicht um solche Details kümmern. Eine Entscheidung für oder gegen eine Bank kann er ohnehin meist nur aus dem Bauch heraus treffen. "Etliche ausländische Banken stehen besser da, als viele deutsche Sparer vermuten", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. So erfülle die Banco Santander mit Hauptsitz in Spanien schon die strengen Eigenkapitalforderungen der europäischen Bankenaufsicht. Sie verlangen neun Prozent an Eigenkapital. "Außerdem greift in allen Ländern der Europäischen Union die gesetzliche Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Anleger und Bank", sagt Herbst.

Institute, die dem Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes angehören, bieten eine deutlich höhere Absicherung. Sie entspricht 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals und gilt pro Kunde. So kommen die extrem hohen Beträge von bis zu sechs Milliarden Euro Absicherung pro Anleger zustande. Es handelt sich aber um eine freiwillige Maßnahme, auf die es keinen Rechtsanspruch gibt.

Das Hamburger Internetunternehmen Testsieger.de hat jetzt 24 Tagesgeldkonten getestet. Untersucht wurden zwölf Kriterien vom Zinssatz über die Einlagensicherung bis zur telefonischen Erreichbarkeit. Am besten schnitt die dabei die ING-DiBa mit der Gesamtnote 1,5 (Schulnotensystem) ab. Und das ganz ohne Tricks bei der Renditeberechnung. "Lediglich der Umstand, dass das Angebot nur für Neukunden gilt, führte zu einem leichten Punkteabzug", sagt Thomas Kimmel von Testsieger.de dem Abendblatt. "Insgesamt fallen die Unterschiede zwischen den getesteten Tagesgeldkonten vergleichsweise gering aus." Nur ein Angebot von der Santander Bank erhielt die Note "befriedigend".