Thorsten Heins wird Chef von Research in Motion und muss viele Probleme lösen

Waterloo. Der ehemalige Siemens-Manager Thorsten Heins soll den kanadischen Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) aus der Krise führen. Heins sei mit sofortiger Wirkung zum Chef berufen worden, teilte RIM in der Nacht zu gestern mit. Der 54 Jahre alte Ingenieur aus Deutschland ist bereits seit 2007 im Unternehmen und war zuletzt einer der beiden Vorstände für das operative Geschäft.

Mit dem Führungswechsel endet eine Ära: Das bisherige Spitzenduo Mike Lazaridis und Jim Balsillie hat das 1985 als Start-up gegründete Unternehmen zu einem globalen Konzern mit einem Jahresumsatz von 20 Milliarden Dollar (15,3 Milliarden Euro) aufgebaut. RIM stellt den Blackberry her, der lange als Statussymbol für Manager galt. Doch die Konzernspitze hatte den Trend hin zu berührungsempfindlichen Bildschirmen verschlafen. Zudem hinken die Blackberrys in Sachen Multimedia dem iPhone und den Android-Smartphones hinterher. Zuletzt war der Umsatz zurückgegangen. Das erste Tablet Playbook wurde zum Ladenhüter und riss ein Loch von mehreren Hundert Millionen Dollar in die Bilanz. Die Einführung eines neuen Betriebssystems, das die Geräte attraktiver machen soll, verzögert sich immer weiter.

Im Kerngeschäft mit Smartphones sank der Blackberry-Marktanteil zuletzt auf elf Prozent von gut 15 Prozent ein Jahr zuvor. Die Marktforscher von Gartner sagen für die nächsten Jahre einen weiteren Absturz voraus. Kritiker bemängeln seit Längerem, dass sich RIM zu spät und nicht umfassend genug auf das Privatkundengeschäft gestürzt hat. Die RIM-Aktie fiel auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren und nährte Spekulationen, der einstige Smartphone-Vorreiter könne verkauft oder zerschlagen werden.

Lazaridis und Balsillie hatten seit rund zwei Jahrzehnten sowohl den Posten des Konzernchefs als auch den des Direktoriumsvorsitzenden gemeinsam ausgeübt. Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Waterloo, dem Hauptsitz des Unternehmens, erklärten sie: "In jeder erfolgreichen Firma müssen die Gründer irgendwann erkennen, dass die Zeit gekommen ist, den Stab an eine neue Führung zu übergeben. Dieser Moment ist nun gekommen." Die beiden bleiben als Großaktionäre Mitglieder im Direktorium des Konzerns.

Heins war während seiner Karriere bei RIM auch für das Smartphone-Geschäft verantwortlich und hat das Produktportfolio mitbestimmt. Er kündigte an, sich in seiner neuen Aufgabe für eine entschlossenere Produktentwicklung einzusetzen.