Internetkonzern sucht Strategie und kämpft um Werbemillionen

San Francisco. Für den schwächelnden Internetpionier Yahoo endet eine Ära. Mitgründer Jerry Yang hat sich nach 17 Jahren überraschend aus dem Unternehmen verabschiedet. Er legte sowohl sein Amt als Verwaltungsratsmitglied bei Yahoo selbst als auch bei der Japan-Tochter und der chinesischen Beteiligung Alibaba nieder, teilte der Konzern mit. Das schürt die Spekulationen über die Zukunft des von Google und Facebook bedrängten Urgesteins des World Wide Web.

Das Yahoo-Management sucht seit Monaten nach einer neuen Strategie für das Unternehmen, um gegen die Rivalen zu bestehen, die sich immer größere Stücke vom lukrativen Online-Werbemarkt sichern. Die in die Öffentlichkeit gedrungenen Diskussionen reichen vom Einstieg eines potenten Finanzinvestors über die Trennung von den milliardenschweren asiatischen Beteiligungen bis hin zu einem Komplettverkauf des gesamten Konzerns.

Institutionelle Investoren hatten seit Längerem den Abgang Yangs gefordert, der 3,8 Prozent der Anteile hält und als Strippenzieher gilt. "Jerry Yang war sicherlich ein Hindernis für einen Neuanfang", sagte Rick Summer, Analyst bei Morningstar. 2008 hatte er einen Verkauf an Microsoft blockiert, vielleicht sein größter Fehler. Der Softwaregigant war bereit, rund 44 Milliarden Dollar für Yahoo auf den Tisch zu legen. Mittlerweile ist Yahoo noch rund 20 Milliarden Dollar (15,6 Milliarden Euro) wert. In einer Erklärung sagte Yang, er habe die Jahre sehr genossen. "Dennoch ist die Zeit reif für mich, anderen Interessen außerhalb von Yahoo nachzugehen." Zu seinen Zukunftsplänen machte der 43-Jährige keine Angaben. Laut Schätzungen des US-Magazins "Forbes" hat Yang ein Vermögen von rund 1,1 Milliarden Dollar (mehr als 860 Millionen Euro) angehäuft.

Yang hatte Yahoo 1995 zusammen mit David Filo als Web-Verzeichnis gegründet. Yahoo stieg schnell zu einer der bekanntesten Spieler im Internet auf. Später verlor der Konzern jedoch an Fahrt und neue Akteure wie der Suchmaschinenbetreiber Google oder das Online-Netzwerk Facebook zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Yang versuchte von 2007 bis 2009 als Konzernchef, das Ruder herumzureißen, bevor er sich auf den Verwaltungsratsposten zurückzog. Sein Titel "Chief Yahoo" hob ihn allerdings bis zuletzt aus der Masse der Manager heraus. Yang galt als Gesicht von Yahoo.