70 Prozent der Anbieter halten Informationen zurück

Brüssel. Vorsicht Abzocke: Banken führen mit ihren Online-Angeboten für Privatkredite die Verbraucher systematisch hinters Licht. Auf 70 Prozent der entsprechenden Websites werden entscheidende Informationen zurückgehalten, etwa über die tatsächlichen Kreditkosten, die Laufzeit oder zur Höhe von Zinsen. Das geht aus einer gestern von der EU-Kommission vorgestellten Überprüfung hervor. Der Kunde sei oft der Dumme, weil die Kredite teurer seien als bei Vertragsabschluss ersichtlich, stellte Verbraucherkommissar John Dalli in Brüssel fest.

In Deutschland wurden 26 Anbieter - in der Regel Banken - überprüft. 20 fielen durch, weil sie die europäischen Rechtsvorschriften verletzen. Ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sagte: "Das Ergebnis ist so, dass man schon von einem allgemeinen Missstand reden kann." In anderen EU-Ländern sieht es genauso düster aus: In Österreich rasselten sechs von zehn Anbietern durch, in Großbritannien 38 von 47. Nach Dallis Angaben werden dabei nicht nur Informationen wie Art und Höhe der Zinsen oder Abschlussgebühren zurückgehalten. Bei 20 Prozent der beanstandeten Kreditangebote würden die Kunden sogar gezielt getäuscht, sagte der Kommissar. Etwa, indem Kosten für die anfallende Pflichtversicherung schlicht unterschlagen würden. Ein sinnvoller Vergleich der Angebote sei deswegen oft unmöglich.

Der Markt ist gewaltig: Für 2010 ging es laut EU um Beträge von 600 Milliarden Euro. Die BaFin teilte mit, dass sie weder die Namen der betroffenen Institute benennen noch die Websites schließen dürfe. "Das untersagt uns die Vertraulichkeitsvorschrift", sagte der BaFin-Sprecher. Die nationalen Behörden sollen nun die Betreiber der beanstandeten Seiten in den nächsten Wochen auffordern, Werbung und Angebot mit den EU-Vorschriften in Einklang zu bringen. Sollten die Unternehmen dem nicht nachkommen, droht ihnen eine Geldstrafe - oder letztlich doch die Abschaltung der Webseite.