In Hamburg ist die Zahl der Zwangsversteigerungen so niedrig wie nirgendwo sonst in Deutschland

Hamburg. Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien ist in Hamburg im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Insgesamt kamen an den Amtsgerichten 327 Häuser, Eigentumswohnungen oder Grundstücke unter den Hammer - 20,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies geht aus einer Studie des Ratinger Fachverlags Argetra hervor, die Versteigerungstermine in ganz Deutschland erfasst.

Mit 33 Zwangsversteigerungen pro 100 000 Haushalte ist die Zahl in der Hansestadt zudem so niedrig wie nirgendwo sonst in der Bundesrepublik. Spitzenreiter sind die ostdeutschen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, wo im vergangenen Jahr bis zu 360 Immobilien pro 100 000 Haushalte unter den Hammer kamen (siehe Tabelle).

"Die ausgesprochen geringe Zahl an Zwangsversteigerungen in Hamburg lässt auf eine gute wirtschaftliche Lage in der Hansestadt schließen", sagt Argetra-Expertin Britta Wanner dem Abendblatt. Insbesondere die Zahl der zwangsversteigerten Ein- und Zweifamilienhäuser sei im vergangenen Jahr rückläufig gewesen. "An der Elbe gibt es offenbar deutlich weniger überschuldete Haushalte als in anderen Teilen Deutschlands", so die Expertin.

Bundesweit ging die Zahl der Zwangsversteigerungen um 11,2 Prozent zurück. "Dieser generelle Trend lässt sich auch durch ein verändertes Verhalten der Banken erklären", sagt Argetra-Geschäftsführer Axel Mohr. "Die Kreditinstitute versuchen mit allen Mitteln, die Zwangsversteigerung einer Immobilie zu verhindern, weil sie dann nicht mehr Herren des Verfahrens sind und in der Regel nur niedrige Preise erzielt werden können." Lieber werde für klamme Schuldner die Tilgung eines Kredits ausgesetzt oder im schlimmsten Fall ein Makler beauftragt, um ein Haus auf dem regulären Markt zu verkaufen.

In Hamburg gingen die amtlich festgesetzten Verkehrswerte von zwangsversteigerten Immobilien von fast 403 000 Euro in 2010 auf nur noch 283 000 Euro im vergangenen Jahr zurück. Damit liegt die Hansestadt zwar noch weit über dem bundesweiten Schnitt von knapp 159 000 Euro, doch der Wertverlust war an der Elbe vergleichsweise hoch.

Besonders schnell arbeiten die Hamburger Amtsgerichte übrigens nicht. Zwischen der Beschlagnahme einer Immobilie und der Veröffentlichung eines ersten Versteigerungstermins vergehen durchschnittlich 375 Tage. Damit liegt die Hansestadt bundesweit im Mittelfeld. In Schleswig-Holstein dauert der gleiche Vorgang nur 333 Tage, in Thüringen allerdings durchschnittlich 550 Tage.