Tages- und Festgeld, aber auch die Solarstromanlage auf dem Dach gelten als relativ sicher – spekulativ hingegen sind Aktien und Gold.

Hamburg. Erst die US-Hypothekenkrise, dann die Staatsschuldenkrise: Seit 2008 brauchten Anleger besonders starke Nerven. Und in diesem Jahr wird es für sie nicht einfacher. Die Probleme der Währungsunion sind noch nicht gelöst. Zusätzlich droht eine Abschwächung der Konjunktur. Das Abendblatt fragte Experten, wie man sein Geld anlegen kann. Die Tipps reichen von ganz sicher bis spekulativ.

Biallo: Bis zu vier Prozent mit Sparbriefen sind möglich

Bei unsicheren Perspektiven bleiben sichere Sparanlagen der Grundstock jeder Geldanlage. Da die Zinsen bei den meisten Banken sehr niedrig sind, ist es nötig, sich nach Alternativen umzusehen. "Die Institute, die jetzt schon höhere Zinsen bieten, werden ihre Konditionen eher noch etwas anheben als senken", sagt Horst Biallo vom Vergleichsportal biallo.de. Denn er erwartet im Verlauf des Jahres neue Anbieter auf dem deutschen Markt. "Das wird die Konkurrenzsituation verschärfen."

Auf dem Tagesgeldkonto lassen sich knapp drei Prozent erzielen. Das ist doppelt so viel wie der Durchschnittszins für Tagesgeld. So bietet die niederländische Bank Moneyou 2,75 Prozent für jederzeit verfügbares Geld. Mit 2,85 Prozent gibt es bei der österreichischen NIBC Direct sogar noch etwas mehr. Die Gelder sind bis 100 000 Euro pro Kunde abgesichert.

+++ Sichere Sparbriefe bieten Anlegern vier Prozent Zinsen +++

+++ Großer Vergleich: Kinderkonto bringt bis fünf Prozent Zinsen +++

Beim Festgeld können die Sparer sogar bis zu vier Prozent erzielen. Diesen Zins gibt es für einen Anlagezeitraum von drei Jahren bei den Instituten Bank of Scotland und VTB Bank. "Länger als vier Jahre würde ich mich auf keinen Fall binden", sagt Biallo. Für 3,5 Prozent muss der Kunde bei der Bank of Scotland, der Grenke Bank und der Isbank sein Geld zwei Jahre festlegen. Alle drei Institute sind Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken und bieten eine deutlich höhere Absicherung als 100 000 Euro. Biallo rät, das Geld in Tages- und Festgeld aufzuteilen. "Das sichert eine gewisse Flexibilität."

Risiko: Festgeld- und Tagesgeld sind sicher. Aber nie mehr anlegen als die Sicherungsgrenze ermöglicht. Größere Beträge unabhängig davon auf mehrere Institute verteilen.

Stiftung Warentest: Gut acht Prozent mit der Stromerzeugung auf dem Dach

Mehr Rendite ist mit der Stromerzeugung durch eine Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach möglich. Zwar wurde die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung zu Jahresbeginn reduziert. Doch gleichzeitig sinken die Preise der Anlagen. "Damit bleibt die Stromerzeugung attraktiv, insbesondere, wenn auch ein Teil des Stroms selbst verbraucht wird", sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest.

Eine Anlage mit 14 Kilowatt Spitzenleistung kostet 26 600 Euro und erzeugt jährlich rund 12 000 Kilowattstunden Strom, von denen ein Drittel selbst verbraucht wird. Die Rendite der Anlage beträgt 8,6 Prozent vor Steuern. Wird der gesamte Strom eingespeist, sinkt die Rendite auf 6,8 Prozent. 17 000 Euro werden durch ein KfW-Darlehen mit einem Zins von 3,75 Prozent finanziert. Bezogen auf das eingesetzte Eigenkapital liegt die Rendite sogar bei 11,7 Prozent.

Risiko: Die Einspeisevergütung von 24,43 Cent je Kilowattstunde ist zwar für 20 Jahre garantiert. Aber nachträgliche Kürzungen kann man nie ganz ausschließen, ebenso wie Mängel an der Anlage, die den Stromertrag mindern.

Max Herbst: Niedrige Zinsen für künftigen Immobilienkauf sichern

Viele träumen von den eigenen vier Wänden und ärgern sich, dass sie die niedrigen Zinsen noch nicht nutzen können, weil der Immobilienerwerb erst in einigen Jahren erfolgen soll. "Mit einem Bausparvertrag lassen sich die niedrigen Zinsen für die Zukunft festschreiben", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.

So sichert man sich mit dem von "Finanztest" ausgezeichneten Tarif Freiraum F 50 der Signal Iduna Bauspar AG einen Darlehenszins von drei Prozent für das spätere Baudarlehen. Da die Sparzinsen derzeit ohnehin auf Tiefständen liegen, lässt sich der niedrige Zins von einem Prozent in der Ansparphase verschmerzen.

Risiko: Das Geld ist sicher. Die Bausparkassen verfügen über ein eigenes Sicherungssystem.

Berenberg: Knapp fünf Prozent mit Firmenanleihen einstreichen

Firmenanleihen solider Unternehmen gelten inzwischen sicherer als viele Staatsanleihen. Doch bei vielen Firmenpapieren liegt die Rendite bei weniger als zwei Prozent. Es gibt allerdings Ausnahmen. Mit der noch bis Februar 2016 laufenden Anleihe der spanischen Telefongesellschaft Telefonica (Wertpapierkennnummer A0GMJD) haben die Experten der Berenberg Bank ein solches Papier gefunden. Die Anleihe bringt eine Rendite von 4,7 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein vergleichbares Papier der Deutschen Telekom. "Telefonica leidet ungerechtfertigt unter der Staatsschuldenkrise in Spanien, ist aber solide aufgestellt", sagt Daniel Schwarz von der Hamburger Berenberg Bank. Um nicht nur auf ein Papier zu setzen, kann man auch in einen Investmentfonds für Unternehmensanleihen investieren. Die Rendite wird dabei allerdings geringer sein.

Risiko: Es drohen Kursschwankungen und im schlimmsten Fall Ausfälle bei Zinsen und Tilgung.

Haspa: Mit einem Aktienmix gegen die Konjunkturrisiken

Angesichts der Risiken durch schwache Konjunktur setzt die Hamburger Sparkasse auf einen Korb aus Aktien, die über sehr gute Geschäftsmodelle verfügen, die sich auch in Krisenzeiten bewähren. "Wir favorisieren Siemens, Danone, K S, Barrick Gold und Royal Dutch Shell", sagt Marco Günther von der Haspa.

So profitiert Siemens von rekordhohen Auftragsbeständen und K S als Düngemittelhersteller von der rund um den Globus steigenden Nahrungsnachfrage. Barrick Gold ist der weltweit größte Goldproduzent. "Die Kurse der Minenaktien sind 30 Prozent hinter dem steigenden Goldpreis zurückgeblieben", sagt Günther. Royal Dutch Shell sollte von einem weiterhin hohen Ölpreis profitieren.

Risiko: Die Aktien können unter ihren Einstiegswert fallen. Deshalb sollte nur Geld investiert werden, das in den nächsten Jahren nicht benötigt wird.

M.M.Warburg: 25 Prozent Plus mit der Aktie des Autobauers BMW

Für eine Aktienanlage favorisiert das Hamburger Bankhaus M.M.Warburg & CO die Aktie von BMW. "Wir erwarten wegen der guten Auftragslage und der neuen Modelle ein Kursziel von 69 Euro", sagt Achim Urbschat vom Bankhaus Warburg. Gemessen am aktuellen Kurs wäre das ein Gewinn von 25 Prozent. Vor allem wenn der Gesamtmarkt wieder anziehe, sollten die Autobauer überproportional profitieren.

Risiko: Da es sich bei der Empfehlung um eine einzelne Aktie handelt, ist das Risiko noch etwas größer als beim Aktienkorb der Haspa.

Fondsmanager: Wenn es gut für Gold läuft, sind 18 Prozent Gewinn möglich

Gold brachte dem Anleger im vergangenen Jahr das elfte Jahr in Folge Gewinne (siehe Grafik). Doch nach dem Kurseinbruch zum Jahresende fallen die Einschätzungen der Experten unterschiedlich aus. Den Preis des Edelmetalls sieht Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg für 2012 nur noch um die Spanne von 1700 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Aktuell liegt der Goldpreis bei 1617 Dollar.

Fondsmanager Martin Siegel erwartet dagegen noch in diesem Jahr neue Höchstpreise, also mehr als 1900 Dollar. Das wäre ein Plus von 18 Prozent. "Wenn die Staatsschuldenkrise wieder eskaliert und nur ein kleiner Teil aus dem Markt für festverzinsliche Wertpapiere in Gold umgeschichtet wird, wird der Goldpreis schnell anziehen", sagt Siegel. Das Szenario bemisst er mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent. Wer auf einen weiter steigenden Goldpreis setzt, kann direkt Barren erwerben oder in Bankprodukte wie Xetra-Gold (WKN A0S9GB) investieren. Ein Anteil der mit Gold hinterlegten Anleihe entspricht einem Gramm Gold, aktuell rund 41 Euro. Ein 100-Gramm-Barren kostet 4140 Euro. Xetra-Gold eignet sich vor allem, wenn man in den Goldmarkt schnell ein- und aussteigen will. Experten raten zu einem Anteil von zehn bis 20 Prozent im Depot.

Risiko: Weitere Preisrückgänge sind möglich. So wären deutlich steigende Zinsen ein Warnsignal für den Goldpreis.