Europäer auch bei Auslieferungen vorn. Risse in A380-Flügeln

Chicago/Hamburg. Airbus hat den US-Konkurrenten Boeing abermals auf den zweiten Platz verwiesen: Während Boeing im abgelaufenen Jahr vor Abzug von Stornierungen 921 Bestellungen verbuchte, gingen bei dem europäischen Flugzeugbauer bereits bis Ende November 1521 Aufträge ein. So groß war der Abstand seit Jahren nicht mehr.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Personen berichtet, sind bei Airbus im vergangenen Jahr mehr als 1600 Aufträge eingegangen. Damit könnte Boeing bei den Bestellungen den geringsten Marktanteil im 40-jährigen Wettbewerb mit Airbus verzeichnet haben.

Im Hinblick auf den Bestellwert dürfte Boeing allerdings besser abschneiden, weil der Anteil teurer Langstreckenjets an den Neuaufträgen deutlich höher ist als bei Airbus. So stellte die Boeing-Typenreihe 777 mit allein 202 Aufträgen einen neuen Rekord für Bestellungen in einem einzelnen Jahr auf und festigte somit nach Angaben von Boeing die Spitzenposition des Unternehmens im Marktsegment für Großraumflugzeuge. Airbus hingegen konnte nur 107 Aufträge für Maschinen der Langstrecken-Modellreihen A330 und A350 hereinnehmen.

Bei den Auslieferungen wiederum hat Airbus das neunte Jahr in Folge die Vormachtstellung gegenüber dem US-Konzern verteidigt. Die Europäer lieferten 2011 mehr als 530 Jets aus, wie Reuters berichtet; Airbus will die eigenen Zahlen offiziell erst am 17. Januar mitteilen. Boeing übergab im Vorjahr nur 477 Flugzeuge an die Kunden.

Den Markt für Flugzeuge mit mehr als 100 Sitzen teilen sich Airbus und Boeing quasi auf. China, Russland und Kanada wollen ihnen aber zumindest bei den kleineren Flugzeugen bis Ende des Jahrzehnts Paroli bieten. Die EADS-Tochter Airbus setzte sich erstmals 2003 an die Spitze. Airbus will Ende 2012 bereits 42 Jets pro Monat bauen, im vergangenen Jahr waren es 38.

Was die Erfolgsmeldungen ein wenig trübt: An mehreren Riesenflugzeugen vom Typ Airbus A380 sind Risse in Tragflächen-Teilen entdeckt worden. Die Fehler beschränkten sich allerdings auf Elemente, die die Flugsicherheit nicht beeinträchtigten, sagte ein Airbus-Sprecher gestern. Die Ursache der kaum ein Zentimeter langen Risse sei material- und prozessbedingt. Betroffen sind insgesamt fünf Maschinen - drei Testflugzeuge und je eine A380 der Fluggesellschaften Qantas und Singapore Airlines. Der erste Riss wurde im November 2010 bei einer Notlandung mit schwerem Triebwerksschaden des Qantas-Flugs QF32 entdeckt.