Netzbetreiber greifen als Ersatz für Atomenergie auf Importe aus Europa zurück

Düsseldorf. Seit der Abschaltung von acht der 17 Atomkraftwerke in Deutschland sind die Netzbetreiber deutlich häufiger als zuvor eingeschritten, um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten. So ließ der Netzbetreiber Tennet im Dezember erstmals auch ein altes Öl-Kraftwerk im österreichischen Graz hochfahren. "Das geschah als Vorsichtsmaßnahme", sagte eine Unternehmenssprecherin. "Die Stromversorgung ist nicht in Gefahr."

Infolge der Atomkatastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung beschlossen, dass noch 2011 sieben deutsche Atommeiler vom Netz gingen. Im Normalfall dürften dadurch keine Engpässe entstehen. Damit aber auch bei hohem Stromverbrauch im Winter die Versorgungssicherheit garantiert ist, legte die Bundesnetzagentur mehrere Reserve-Kraftwerke fest, darunter auch das Kraftwerk in Österreich. Diese sind im Allgemeinen nicht in Betrieb, können im Bedarfsfall aber schnell hochgefahren werden.

Die Bundesnetzagentur wertete den Rückgriff Tennets auf die Kaltreserve aber nicht als Anlass zur Besorgnis: "Wie wir immer gesagt haben: Die Lage ist angespannt, aber stabil und sicher", sagte ein Sprecher. Die ungleiche Verteilung zwischen Nord und Süd "gehört zu den Szenarien, die wir eingeplant haben". Das Instrumentarium in Sachen Netzstabilisierung sei "bei Weitem nicht ausgeschöpft worden". Eine Zwangsabschaltung von Großunternehmen habe es noch nicht gegeben.

Die Versorgung Deutschlands mit Strom ist der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber Tennet zufolge trotz eines Rückgriffs auf Energie aus Österreich sicher. An zwei Tagen im Dezember seien wegen eines Engpasses Kapazitäten von etwas mehr als 1000 Megawatt aus dem Nachbarland angefordert worden, sagte eine Tennet-Sprecherin. Der Eingriff am 8. und 9. Dezember zeige, dass der Einsatz von Ersatzkapazitäten funktionierte. Ein Sprecher der Bundesnetzagentur sprach von einer Vorsichtsmaßnahme, die Routine sei. "Aus unserer Sicht ist die Versorgung stabil und sicher."