Beitragsersparnis von bis zu 60 Prozent, wenn keine Schäden reguliert werden müssen

Hamburg. Die Nutzer von sozialen Netzwerken teilen gerne: Urlaubsfotos, das Auto oder die Wohnung. Dafür gibt es bereits Tauschportale im Internet. Jetzt kann man mit Freunden auch ein Netzwerk bei Sachversicherungen bilden und so bis zu 60 Prozent der jährlichen Prämie sparen, wenn keine Schäden reguliert werden müssen.

"Wir haben uns überlegt, wie man Versicherungen und soziale Netzwerke zusammenbekommt", sagt Janis Meyer-Plath, Mitgründer des Versicherungsportals Friendsurance. Der Name ist eine Kombination aus "friend" (Freund) und "insurance" (Versicherung). Als eine Dachlawine 2010 sein Auto verschüttete, blieb Meyer-Plath auf dem Schaden sitzen, wurde aber von seinen Freunden mit Essenseinladungen und Solidaritätsbekundungen überhäuft. "Da kam mir die Idee, wie sich Freunde auch auf Versicherungsebene unterstützen können."

Friendsurance funktioniert wie ein Versicherungsportal. Zunächst werden die persönlichen Daten eingegeben und dann die Angebote nach Preis und Leistung verglichen. Mit der Freundoption kann man sich Tarife anzeigen lassen, die man mit Freunden teilen kann. Je mehr sich beteiligen, desto günstiger wird die Prämie.

Allerdings gibt es noch einen Nachteil. Die Zahl der Versicherer, die sich auf das neue Modell einlassen, ist noch gering. Es sind die Haftpflichtkasse Darmstadt, InterRisk, Bayerische Beamten Versicherung, Ammerländer und KS Auxilia. "Wir haben zunächst auf leistungsstarke Anbieter gesetzt, die auch in Tests gut abschneiden, sind aber auch mit weiteren Gesellschaften im Gespräch", sagt Meyer-Plath. Friendsurance dient nur als Vermittlungsplattform. Die Verträge werden direkt mit einer Versicherung geschlossen. Im Moment werden Policen für die Bereiche Hausrat, Privathaftpflicht und Rechtsschutz angeboten. Weitere Sparten sollen folgen.

Nach dem Abschluss kommt es darauf an, Freunde zu finden, die ebenfalls eine Police mit Freundoption abschließen. Im Schnitt sind fünf bis zehn Personen in so einer Versicherungsgemeinschaft. "Das funktioniert wie eine Freundesanfrage bei sozialen Netzwerken", sagt Meyer-Plath. Die große Ersparnis gibt es nur, wenn Schäden ausbleiben. "Unsere Erfahrung ist, dass die Schäden unter Freunden geringer ausfallen als im Marktdurchschnitt, weil auch Betrügereien etwa in der Haftpflichtversicherung ausbleiben", sagt Meyer-Plath.

Vom Versicherungsbeitrag wird ein bestimmter Anteil einbehalten. Bei der Haftpflichtversicherung sind es 30 Euro. Bei fünf Freunden kommen so 150 Euro zusammen, von denen kleine Schäden beglichen werden können. Bleibt das Jahr in der Gemeinschaft schadensfrei, kann das überschüssige Geld an die Versicherten ausgeschüttet werden. Große Schäden sind für die Beteiligten kein finanzielles Risiko, da nie mehr als der reguläre Beitrag bezahlt werden muss.

Die Versicherungen können die Tarife günstiger kalkulieren, weil sie weniger Bagatellschäden bearbeiten müssen und der Abschluss über das Internet Vertriebskosten spart. "Das Projekt hat uns sehr interessiert, deshalb haben wir da mitgemacht", sagt InterRisk-Vorstand Dieter Fröhlich. Noch musste seine Gesellschaft keinen Schaden bei den Versicherungsfreunden regulieren. "Jeder ist ja darauf bedacht, keine Schäden zu verursachen, um die Beitragsrückerstattung nicht zu gefährden", sagt Fröhlich. Er hält weitere Versicherungsarten für das neue Modell geeignet. Das lasse sich überall dort umsetzen, wo ein Selbstbehalt kalkuliert werden kann.

So kann sich Fröhlich auch gut eine Tierhalterhaftpflichtversicherung mit Freundoption vorstellen. "Neue Wege sind immer gut", sagt Peter Nützel von der Bayerischen Beamten Versicherung (BBV). Allerdings hatte er mit einer stärkeren Nachfrage gerechnet. "Die Zahl der Verträge ist noch überschaubar." Meyer-Plath spricht dagegen von zweistelligen Wachstumsraten pro Monat, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Die Verbraucherschützer sind noch skeptisch. "Hier wird ein falscher Anreiz geschaffen, dass Laien Versicherungsverträge an Freunde vermitteln, um die Prämie zu senken", sagt Hajo Köster vom Bund der Versicherten. Da bleibe die Beratung auf der Strecke.