Uetersener Manufaktur Ludwig Schröder setzt auf deutsche Produktion. Der Lieferant für Nobelmarken eröffnet ersten Laden in Hamburg.

Hamburg. In der Nachbarschaft von Bistros und Feinkostläden hat am Mühlenkamp in Winterhude der Ableger einer der letzten deutschen Ledermanufakturen eröffnet. Die Uetersener Lederfabrik Ludwig Schröder arbeitete in den vergangenen 185 Jahren erfolgreich als Lieferant exklusiver Marken. Mit dem Laden wagt sich die Firma nun erstmals in den Einzelhandel. "Wir wollen unser Unternehmen auf eine breitere Basis stellen", sagt der Inhaber, der den Betrieb in sechster Generation führt und so heißt wie alle seine männlichen Vorfahren: Ludwig Schröder.

Schon die puristische schwarze Fassade des Geschäfts mit dem goldenen Logo ist ein Hingucker. Im Shop des 60-Jährigen mit gelackten, eierschalenfarbenen Wänden und Kunst warten Schalen und Taschen, Buchstützen, Lampen und Gürtel auf ein kaufkräftiges Publikum. Unter 100 Euro kosten hier nur Accessoires wie Bilderrahmen.

Zwar liest sich die Liste der bisherigen Abnehmer von Ludwig Schröder wie ein Who's who der internationalen Luxuslabels. Escada, van Laack oder Catharina von Lehndorff schwören auf die Qualität der Gürtel und anderer Lederteile aus der Fabrik mit 30 Beschäftigten, die 40 Minuten westlich von Hamburg an modernen, computergesteuerten Maschinen arbeiten. Aber selbst die Edelmarken werden heute immer anfälliger für die Verlockungen aus Asien. Sogar sehr hochpreisige Mode wird inzwischen in China und nicht mehr in Westeuropa hergestellt. "Mit dem Laden werden wir für diese Entwicklung weniger anfällig", sagt Ludwig Schröder. Der Inhaber will seinen Umsatz von derzeit gut zwei Millionen Euro weiter steigern und denkt bereits über einen zweiten Standort für einen Shop in München nach.

In den 80er-Jahren hatte der gelernte Banker den Betrieb übernommen und musste dafür sein bisheriges Leben umkrempeln. Denn bevor er bei der aus einer Gerberei hervorgegangenen Ledermanufaktur im Kreis Pinneberg anfing, arbeitete er bei einer Investmentbank in London. Dort entschied der Manager über die Vergabe von Milliardenkrediten an Konzerne wie Unilever oder Shell und genoss das Leben in der Großstadt. "London hat ein unvergleichliches Flair, und lebt von Menschen, die auch mal um die Ecke denken können", sagt Schröder.

Doch er war der einzige Sohn. Die Bitte seines Vaters, die Firma zu übernehmen, konnte er kaum abschlagen. Die Kreativität der internationalen Metropolen holte der Junior dann später einfach in seine Firma: Ludwig Schröder arbeitet mit dem Designer Jens Denecke zusammen, der nach seiner Zeit in New York nun von Hamburg aus Produkte für Lifestyle-Hersteller entwickelt. Mit Taschen und Gürteln dieses Profis hat Schröder 2010 den renommierten reddot design award gewonnen und ist in diesem Jahr für den Designpreis Deutschland nominiert.

Auch die Rohware hat einen Bezug zur Region: Aus der Gerberei Kobel aus Kellinghusen stammt das Leder für die Design Collection. Dort werden die Häute noch rein pflanzlich gegerbt, also haltbar gemacht, mit Eichenrinde oder Pflanzenteilen der Mimosa, einem Strauch aus Südamerika. Derart bearbeitete Leder entwickeln bei längerem Gebrauch noch die Patina, die synthetisch gegerbte Produkte meist vermissen lassen. "Die Verbundenheit mit dem Handwerk, aber auch die Möglichkeit, beim Design kreativ zu sein, das macht für mich meine Aufgabe in der Ledermanufaktur absolut spannend", sagt Schröder. Dennoch denkt der Vater von zwei Kindern auch gerne an seine Zeit in London zurück, an die WG in Westminster, mit der er in der einstigen Stadtwohnung Churchills wohnte, und an die schicken Einkaufsstraßen. Seine Kontakte in die britische Hauptstadt pflegt der Kunstsammler noch heute: Zu den Kunden seiner Fabrik gehört der Top-Designer Bill Amberg, der die Yacht des russischen Milliardärs Abramowitsch ausstattete und der Maßschneider Gieves & Hawkes - ein Lieferant der königlichen Familie.