In Bangladesch schießen Polizisten erneut auf Arbeiter. 30 Menschen werden verletzt

Dhaka. Nach den tagelangen und teilweise gewaltsamen Protesten von Arbeitern haben in Bangladesch mehrere Textilunternehmen ihre Werke geschlossen. Die Demonstrationen hätten zu "Panik und Anarchie" geführt, sagte gestern der Vizechef des Textilbranchenverbands BGMEA, Shafiul Islam Mohiuddin. "In drei Tagen wurden mehr als 50 Fabriken von Demonstranten angegriffen. Das macht es für die Produzenten unmöglich, Lieferfristen einzuhalten, und hat zu Millionenschäden geführt", klagte Mohiuddin. "Unser Überleben steht auf dem Spiel." Etwa 700 Bekleidungsfabriken sind geschlossen worden.

Gestern waren nach Polizeiangaben Tausende Arbeiter zu ihren Fabriken in Ashulia am Rande der Hauptstadt Dhaka gekommen. Als sie die Werke geschlossen vorfanden, hätten sie protestiert und Polizisten angegriffen, sagte Dhakas Polizeichef Iqbal Bahar. Die Arbeiter bewarfen die Polizei demnach mit Steinen, steckten Reifen in Brand und griffen Fahrzeuge an. "Die Polizei war gezwungen, mit Gummigeschossen zu schießen und Tränengas einzusetzen." Dabei wurden mindestens 30 Menschen verletzt.

In Bangladesch demonstrieren seit Sonnabend Zehntausende Arbeiter für höhere Löhne. Der Mindestlohn für Textilarbeiter liegt bei 1662,50 Taka (20 Euro) im Monat. Damit gehören die Textilarbeiter in Bangladesch nach Angaben einer internationalen Gewerkschaftsorganisation zu den am schlechtesten bezahlten der Welt. 2,5 Millionen Menschen arbeiten in der Textilbranche. Die Arbeiter fordern eine Erhöhung auf 5000 Taka im Monat.

Die Textilbranche ist die wichtigste des Landes, die Exporte von Kleidungsstücken machen vier Fünftel aller Ausfuhren aus. Abnehmer sind auch große westliche Ketten wie H&M, Metro oder Wal-Mart.