Stühlerücken beim Stuttgarter Sportwagenbauer

Berlin. Nach dem Abgang von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im vergangenen Jahr steht bei dem Stuttgarter Sportwagenbauer womöglich schon wieder ein Wechsel an der Spitze an. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen soll der Porsche-Vorstandsvorsitzende Michael Macht abgelöst werden und auf eine andere Position im Vorstand des Volkswagen-Konzerns wechseln. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, ist geplant, dass VW-Planungschef Matthias Müller neuer Porsche-Chef wird. Die Unternehmen äußerten sich nicht: "Zu den Personalspekulationen nehmen wir keine Stellung", hieß es in Wolfsburg und Zuffenhausen.

Nach Wiedekings geplatztem Versuch, den Volkswagen-Konzern in einer feindlichen Übernahme zu schlucken, haben die Wolfsburger die Regie übernommen und arbeiten unter Federführung des VW-Konzerns an einer Verschmelzung der beiden Autobauer. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hatte dabei keinen Zweifel offengelassen, dass die Wolfsburger künftig über den Weg dieses fusionierten Konzerns entscheiden. Er hatte Porsche allerdings Hoffnung gemacht: "Solange die Performance bei Porsche stimmt, sehen wir keinen Grund, dort einzugreifen."

Dass VW stärker bei Porsche durchgreifen wird, zeigte sich zuletzt immer deutlicher. Schon vor Wochen begann ein heftiges Stühlerücken bei den Spitzenmanagern von Porsche. So wurde bekannt gegeben, dass Qualitätschef Frank Tuch zum Sportwagenbauer Lotus wechselt. Marketingchef Gerd Mäuser soll Porsche ebenfalls verlassen - unter Wiedeking hatte er nach einer Übernahme Volkswagens durch die Stuttgarter noch Chef des VW-Vertriebs in Deutschland werden sollen. Nun also ein Wechsel von Macht. Bei Porsche selbst sieht man die Spekulationen um die Personalien gelassen. "Volkswagen hat hier nie unangemessen Druck gemacht und uns diktiert, wo es langgeht. Entscheidungen wurden bislang gemeinsam gefällt", so ein Spitzenmann. Und für einen eventuellen Wechsel von Macht gibt es sogar Verständnis: "Volkswagen schaut sich bei uns nach guten Managern um. Und die haben wir."

Tatsächlich wäre der Abgang Machts bei Porsche, so wie er kolportiert wird, eher ein Aufstieg. Denn nach dem, was man hört, soll er Produktionschef des Volkswagen-Konzerns werden. Der 49 Jahre alte Schwabe würde damit auf der Hierarchieebene des VW-Porsche-Konzerns ein Treppchen nach oben steigen. Macht, der Wiedeking im Juli 2009 nachfolgte, genießt einen guten Ruf als sachlicher und pragmatischer Manager - und er soll zudem Rückendeckung von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn und dem VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch haben.