Allianz legt Studie vor. 61 Prozent halten ihren Arbeitsplatz für sicher

München/Hamburg. In Norddeutschland wohnen derzeit die zuversichtlichsten Menschen in Deutschland. Trotz Schuldenkrise gehen 70 Prozent der Einwohner in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen davon aus, dass sich ihre persönliche Situation in den kommenden zwölf Monaten verbessern wird. Bundesweit liegt dieser Wert bei 56 Prozent. Das geht aus einer Gemeinschaftsstudie der Allianz und der Universität Hohenheim hervor, für die von März bis Juni 1506 Menschen befragt wurden.

Vor allem mit Blick auf ihren Job sind die Norddeutschen zuversichtlich. 61 Prozent und damit acht Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Jahr halten den eigenen Arbeitsplatz für sicher. Ihre persönliche finanzielle Lage sehen 60 Prozent optimistisch, im Vorjahr waren es nur 47 Prozent. In beiden Kategorien liegt der bundesweite Wert bei 50 Prozent. Dies bedeutet aber auch einen Zuwachs um elf beziehungsweise fünf Prozentpunkte. "Norddeutschland ist bundesweit die einzige Region, in der ausnahmslos alle Bereiche des persönlichen Lebens einen Aufschwung bei der Zuversicht erfahren", sagte der wissenschaftliche Autor der Studie, Frank Brettschneider.

Die Bürger wollen die Krise jetzt bewältigen

Der wachsende Optimismus vor allem im Norden und bundesweit hat mehrere Gründe. Zunächst sind im Norden mit seiner eher mittelständischen Firmenstruktur und wenigen großen Industriebetrieben die Menschen nicht so stark von der Krise betroffen. "Die Emotionen, sowohl Begeisterung wie Enttäuschung, sind bei ihnen aber auch nicht so ausgeprägt wie im Süden", sagt Professor Peter Wippermann, Gründer des Hamburger Trendbüros, das sich mit dem gesellschaftlichen Wandel befasst. So dürfte sich die Stimmung in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein rascher verbessert haben.

Für alle gilt: "Krisen werden zunächst unterschätzt und später, wenn Freundeskreis oder Familie betroffen ist, übertrieben. Schließlich wird versucht, das Problem anzupacken, was die Stimmung verbessert", sagt Wippermann. "In dieser Phase sind wir jetzt."

Die Psychologie wird zudem vom anziehenden Welthandel gestützt. "Das macht sich", so Studienautor Brettschneider, "zuerst an der Küste bemerkbar. Die Hafenstädte stehen und fallen mit den Ein- und Ausfuhren."

"Vor allem im Exporthandel gehen die Erwartungen deutlich nach oben", sagt der Sprecher des Groß- und Außenhandelverbandes AGA, Holger Eisold. "Dieser positive Trend deckt sich mit unseren Konjunkturumfragen", so der Chefvolkswirt der Hamburger Handelskammer, Günther Klemm. Insgesamt zögen die Investitionen wieder an und die Personalplanungen seien optimistischer. "Aus dieser besseren Situation der Unternehmen entwickelt sich die Zuversicht der Menschen. Sie sind weniger von Stellenabbau betroffen und sehen dies nicht auf sich zukommen."

Im Hamburger Einzelhandel bleibt der Konsum stabil

"Auch im Einzelhandel bemerken wir die Zuversicht und das positive Denken und Handeln der Menschen", sagt Ulf Kalkmann, der Sprecher des Hamburger Einzelhandels. Schon 2009 legte die Branche beim Umsatz im Gegensatz zum Bundesschnitt leicht zu. "Auch 2010 werden wir wohl besser abschneiden als der Bundestrend", ist Kalkmann überzeugt. Allein zum verkaufsoffenen Sonntag kamen jetzt mehr als eine Million Menschen in die Stadt. Bei einem Umsatz zwischen 30 und 35 Millionen Euro wurden die Erwartungen der Branche "übererfüllt".

Insgesamt ist die Zuversicht für den persönlichen Bereich nach der Umfrage jedoch deutlich höher als bei der Beurteilung der Gesamtlage. So ist nur noch jeder Fünfte und damit ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr für Deutschland zuversichtlich. Bei dieser Frage sank der Wert im Norden im Jahresvergleich sogar von 24 auf 19 Prozent. Die Sicherheit der bundesweiten Jobs schätzen 14 Prozent der Befragten optimistisch ein - immerhin ein Zuwachs von acht Punkten.

Derzeit dürfte auch die Fußball-WM die Stimmung beflügeln, sagt Brettschneider. Das sieht Hamburgs Einzelhandelssprecher genauso: "Positive Nachrichten schlagen auf den Konsum durch", sagt Kalkmann. "Deshalb sollten wir beim Spiel der Nationalmannschaft gegen Ghana nicht nur als Fußballfans die Daumen drücken. Ein Sieg ist gut für die Konjunktur."