Nicolas Berggruen lehnt verbessertes Angebot der Vermieter ab

Hamburg/Essen. Das Tauziehen um die Übernahme der insolventen Warenhauskette Karstadt nimmt kein Ende. Der Investor Nicolas Berggruen habe ein verbessertes Angebot des Vermieterkonsortiums Highstreet am Wochenende abgelehnt, sagte ein Highstreet-Sprecher gestern. "Wir sind über unsere Schmerzgrenze hinausgegangen und haben ihm ein weiteres Mal die Hand gereicht." Die Eigentümer der Häuser seien inzwischen bereit, mehr als 400 Millionen Euro auf die ursprünglich vereinbarten Mieten nachzulassen. Die Differenz zu Berggruens Forderung habe sich damit halbiert. Doch der Investor rücke davon nicht ab.

Von einem Scheitern der Verhandlungen wollte aber keiner der beiden Kontrahenten sprechen. Berggruens Sprecher bezeichnete die Ablehnung der jüngsten Offerte als "ganz normalen Vorgang" und sprach von einem Zwischenstand der Verhandlungen. Der Milliardär und das Konsortium, an dem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank beteiligt sind, haben noch bis Mitte Juli Zeit, sich zu einigen.

SPD-Chef Sigmar Gabriel übte gestern scharfe Kritik an Goldman Sachs und der Deutschen Bank. "Sollte die Rettung von 25 000 Arbeitsplätzen an überzogenen Mieten der Banken scheitern und über 100 Innenstädte ins Elend getrieben werden, dann bin ich dafür, eine Debatte in Deutschland zu beginnen, Goldman Sachs die Lizenz zu entziehen", sagte Gabriel.

Der deutsch-amerikanische Investor Berggruen hatte angeboten, Karstadt zu übernehmen und die 120 Häuser weiter zu betreiben - und mit seiner Offerte vorläufig den Zuschlag erhalten. Während er die Belegschaft schonen will, fordert er von den Vermietern und den Lieferanten weitere finanzielle Zugeständnisse. Einigen sie sich nicht, ist der Kaufvertrag wieder hinfällig.

Der Sprecher Berggruens wies Berichte zurück, wonach der Investor Karstadt zerschlagen will. "Wir garantieren, dass alle Standorte weiterbetrieben werden", sagte er dem Abendblatt. Der Sprecher bestätigte allerdings, dass der Investor eine Ausgliederung von sieben Karstadt Sport- und zwei Luxushäusern - wahrscheinlich auch das Alsterhaus - plant. "Diese Umstrukturierung hat aber rein organisatorische Gründe ", betonte er. In einem Brief an die Karstadt-Mitarbeiter nannte Berggruen weitere Punkte der Neuausrichtung. "Entbürokratisierung, transparente und effiziente Abläufe, Nachhaltigkeit und Kundenorientierung werden erste Ziele sein. Die einzelnen Häuser werden künftig mehr Kompetenzen erhalten", heißt es in dem Brief.