Wirbel um Strafversetzung des Vorstandschefs

London. BP hat nun auch Ärger mit dem Miteigentümer der explodierten Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Der US-Erdölkonzern Anadarko, der zu einem Viertel an der Bohrinsel beteiligt ist, schloss eine Beteiligung an Folgeschäden durch ausgelaufenes Öl aus. Dafür müsse BP vollständig aufkommen, teilte Anadarko in Houston mit. Die Ölpest sei "das direkte Ergebnis von BPs rücksichtslosen Entscheidungen und Aktionen".

Anadarko-Chef Jim Hackett warf BP Leichtfertigkeit vor, was als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz gewertet werden könne. Die Briten müssten für die Kosten der größten Umweltkatastrophe der amerikanischen Geschichte allein aufkommen. BP, das 65 Prozent der Anteile an der Quelle hält, konterte. Alle Teilhaber müssten die Kosten der Ölförderung einschließlich der Reinigung tragen. Es ist üblich, dass Ölförderunternehmen wegen der hohen Kosten andere Firmen an Ölquellen beteiligen. BP hat einen 20 Milliarden Dollar schweren Fonds eingerichtet, um Schadenersatzansprüche zu befriedigen. Fünf Milliarden Dollar will der britische Konzern laut dem US-Sender CNBC mit einer Anleihe einsammeln.

Hackett sprach von immer mehr Beweisen, dass der Untergang der Bohrinsel und der Tod der elf Ölarbeiter vermeidbar gewesen wären. Aus dem defekten Bohrloch läuft vermutlich deutlich mehr Öl aus als bisher angenommen. Im schlimmsten Fall, so BP, müsse von bis zu 15,9 Millionen Litern pro Tag ausgegangen werden.

Für Wirbel sorgten am Wochenende Berichte über einen Wechsel von Vorstandschef Tony Hayward. BP-Aufsichtsratschef Carl-Henrik Svanberg hatte dem Sender Sky News gesagt, Hayward übergebe das Tagesgeschäft an Bob Dudley. Eine BP-Sprecherin sagte dazu, Svanberg habe sich lediglich auf die Aufgabenverteilung bei der Bewältigung der Ölkatastrophe bezogen. "Hayward wird nicht zurücktreten, das kam sehr missverständlich rüber." Hayward selbst lenkte sich am Sonnabend von der Krise ab: Er nahm an einem Yachtrennen vor England teil.