Branche musste in der Krise 125 000 Arbeitsplätze abbauen. Arbeitgeber bestätigen Gesamtmetallchef Martin Kannegiesser für weitere zwei Jahre im Amt

Deidesheim. Die Krise hat in der Metall- und Elektroindustrie deutliche Spuren hinterlassen. Ein Drittel der Unternehmen in der Branche schrieb im vergangenen Jahr rote Zahlen. Die Umsatzrendite nach Steuern sank 2009 im Durchschnitt auf 0,6 Prozent. 2007 hatte die Branche noch eine Rendite von 4,8 Prozent und im Jahr 2008 von 2,6 Prozent erzielt. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts, die der Arbeitgeberverband Gesamtmetall am Freitag am Rande der Mitgliederversammlung vorstellte.

Gesamtmetall-Chefvolkswirt Michael Stahl betonte dennoch, dass der Verband das vergangene Jahr besser bewältigt habe als ursprünglich angenommen. Für eine Entwarnung sei es allerdings zu früh. So sei die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal 2010 erneut um ein Drittel gestiegen, nachdem es im vergangenen Jahr fast 70 Prozent mehr Pleiten gegeben hatte. Der Auftragseingang müsse noch um 18 Prozent, die Produktion um 22 Prozent aufholen, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sei. Die zuversichtlichen Geschäftserwartungen für 2010 nährten jedoch die Hoffnung, dass sich die Konjunkturbelebung fortsetzen könne. "Wenn die Frühindikatoren nicht trügen, könnte der Personalabbau in der zweiten Jahreshälfte vielleicht sogar zum Stillstand kommen", sagte Stahl.

Ohnehin haben die Firmen nach Darstellung der Arbeitgeber 2009 Hunderttausende Arbeitsplätze erhalten. "Die Produktion des Jahres 2009 wäre auch mit 940 000 Mitarbeitern weniger zu erreichen gewesen. Tatsächlich wurden aber nur 125 000 Stellen abgebaut", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Ulrich Brocker. 230 000 Stellen wurden durch Kurzarbeit gesichert, 60 000 Jobs durch andere Formen der Arbeitszeitverkürzung. Der Löwenanteil von 525 000 Stellen sei jedoch nur erhalten geblieben, weil die Firmen freiwillig eine hohe Unterbeschäftigung und erhebliche Ertragseinbußen hingenommen hätten. Ende 2009 arbeiteten so in den 23 600 Firmen der Branche gut 3,5 Millionen Menschen.

Die Mitgliederversammlung von Gesamtmetall hat Martin Kannegiesser, 68, unterdessen für zwei weitere Jahre zum Präsidenten des mächtigen Arbeitgeberverbandes gewählt. Kannegiesser, der als Mann des Ausgleichs und erfahrener Tarifverhandler gilt, führt den Verband seit 2000. Seit 1970 leitet er zudem die von seinem Vater gegründete Herbert Kannegiesser GmbH im ostwestfälischen Vlotho. Das Unternehmen fertigt mit 1300 Mitarbeitern bundesweit Wäschereitechnik von der Schleudermaschine bis zur Waschstraße. Kannegiesser ist verheiratet und hat eine Tochter.