Eine Quote soll es aber nicht geben. Justizministerin setzt auf freiwillige Regelung

Berlin. Frauen sollen mehr Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft erobern - aber vorerst ohne eine gesetzliche Quote. Die Bundesregierung plant "zum jetzigen Zeitpunkt" keine solche Vorgabe, wie Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte. Die Regierungskommission für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) hat aber neue Empfehlungen in ihren Kodex aufgenommen, die den Druck erhöhen sollen. "Frauen verfügen über besondere Führungsqualitäten und Problemlösungskompetenz", sagte Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus- Peter Müller, der dem Gremium vorsitzt, bei der Jahrestagung der Kommission in Berlin.

Frauenförderung solle kein bloßes Lippenbekenntnis sein. Die Umsetzung bleibe nicht im Verborgenen. Denn die neuen Empfehlungen sehen vor, dass Aufsichtsräte konkrete Ziele für ihre Zusammensetzung - darunter die angemessene Berücksichtigung von Frauen - nennen und dann über die Maßnahmen öffentlich berichten. Er sei überzeugt, dass die Empfehlungen auf hohe Akzeptanz in den Unternehmen stoßen. Damit werde eine feste Quote überflüssig gemacht.

Leutheusser-Schnarrenberger machte klar, dass eine gesetzliche Regelung rechtlich durchaus möglich sei. Firmen müssten daher nun über Selbstverpflichtungen auch zu Fortschritten kommen, erklärte die Ministerin. "Allen Beteiligten muss klar sein: Wenn die Wirtschaft die Zeit jetzt nicht nutzt, wird sie dafür später vielleicht teuer zu bezahlen haben."

Zur Frauenförderung plant die Deutsche Telekom jetzt, Teilzeitstellen für Führungskräfte zu schaffen, kündigte Personalvorstand Thomas Sattelberger im "Handelsblatt" an. Die Telekom werde zudem ihre im März eingeführte Frauenquote auch auf die Aufsichtsräte von Tochterfirmen und deren Gesellschaften ausdehnen. Das Unternehmen hatte im März als erster großer börsennotierter Konzern eine Frauenquote eingeführt. Bis 2015 soll ein Drittel aller Führungspositionen mit Frauen besetzt sein. Derzeit sind es 13 Prozent.

Ansonsten sind Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft noch weitgehend Männern vorbehalten. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sank der Frauenanteil in den Vorständen der 100 umsatzstärksten Unternehmen im vergangenen Jahr auf unter ein Prozent. In den Aufsichtsräten stieg der Frauenanteil leicht auf 10,1 Prozent. Weibliche Aufsichtsräte werden aber überwiegend von der Arbeitnehmerseite in die Kontrollgremien entsandt.