Staatsanwalt will Ermittlungen in Spitzelaffäre gegen Kai-Uwe Ricke und Klaus Zumwinkel einstellen. Betroffene wehren sich

Frankfurt. Die Deutsche Telekom fordert wegen der Spitzelaffäre millionenschwere Schadenersatzzahlungen von ihrer ehemaligen Konzernspitze. Unabhängig von der absehbaren Einstellung der Ermittlungen gegen den früheren Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses will der Bonner Konzern von beiden Managern jeweils rund eine Million Euro. "Wir halten an den Forderungen fest, auch wenn die Ermittlungen eingestellt werden sollten", sagte ein Telekom-Sprecher am Wochenende.

Bisher sind Ricke und Zumwinkel nach Angaben der Telekom auf die Forderungen ihres ehemaligen Arbeitgebers nicht eingegangen. Deshalb erwägt das Unternehmen, den Schadenersatz nach Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn im Rahmen einer Zivilklage einzutreiben. "Wir werden die gerichtliche Einforderung unserer Forderungen nach Akteneinsicht prüfen", sagte der Sprecher. Die Telekom will den beiden Managern Fehler bei der Geschäftsführung nachweisen, durch die die Bespitzelung von Gewerkschaftern, Aufsichtsräten und Journalisten ermöglicht worden sei. Wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses müssen Ricke und Zumwinkel dagegen offenbar keine Verurteilung befürchten.

Mehrere Zeitungen berichten, die Staatsanwaltschaft Bonn werde Anfang der Woche offiziell die Einstellung der Ermittlungen gegen die beiden Topmanager bekannt geben. Am Montag haben die Strafverfolger zu einer Pressekonferenz zu dem Thema in Bonn eingeladen. Laut "Süddeutscher Zeitung" (SZ) begründet die Staatsanwaltschaft die Einstellung damit, sie habe nicht mit hinreichender Sicherheit feststellen können, dass Ricke und Zumwinkel vom illegalen Gebrauch von Telefonverbindungsdaten zu Spitzelzwecken gewusst hätten.

Die Spitzelaffäre war im Frühjahr 2008 ans Licht gekommen. Wie sich zeigte, hatte die Telekom-Sicherheitsabteilung Aufsichtsräte, Gewerkschafter und Journalisten systematisch ausspioniert. Gesucht hatte sie nach einem Insider, der die Öffentlichkeit mit Interna des Konzerns versorgt hatte. Einige der Spitzelopfer wie der Vorstand der Gewerkschaft Ver.di, Lothar Schröder, haben Widerstand gegen die sich abzeichnende Einstellung der Ermittlungen angekündigt.