Frankfurt. Ein deutscher Privatanleger verklagt erstmals die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) wegen deren Bonitätsbewertung für die US-Investmentbank Lehman Brothers. "Wir haben Klage beim Landgericht Frankfurt eingereicht und betreten damit juristisches Neuland", sagte Jens-Peter Gieschen, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht der Hamburger Kanzlei KWAG. Die Ratingagentur lehnte eine Stellungnahme ab. Gieschens Mandant vertraute beim Erwerb von Lehman-Zertifikaten auf das A+-Rating von S&P und sah deshalb kein Risiko für seine Investition von 30 000 Euro. Mit der Pleite der Investmentbank im September 2008 wurden die Zertifikate wertlos. Bundesweit sind rund 60 000 Anleger betroffen. Noch drei Tage vor der Insolvenz war die Bank mit A bewertet. KWAG entwickelte die Klage gemeinsam mit Professor Kai-Oliver Knops von der Universität Hamburg. Es könnte ein Musterverfahren für Tausende andere Anleger werden, die auf Ratingagenturen vertraut haben.