AIG war Angebot der britischen Prudential zu niedrig

Hongkong. Die größte Übernahme in der Versicherungsbranche ist gescheitert. Der britische Marktführer Prudential gab gestern seine Pläne für einen mehr als 30 Milliarden Dollar teuren Kauf des AIG-Asiengeschäfts auf. Zurück bleiben nach der dreimonatigen Hängepartie Verlierer auf beiden Seiten: Prudential und ganz besonders Vorstandschef Tidjane Thiam stehen vor einer ungewissen Zukunft. Eine Zerschlagung des Konzerns gilt nicht mehr als ausgeschlossen. Und AIG fehlen plötzlich Milliarden, die der in der Finanzkrise gestrauchelte Konzern eigentlich zur Rückzahlung von Staatshilfen eingeplant hatte.

"Wir haben den Aktionären zum Preis sehr genau zugehört und eine Neuverhandlung der Bedingungen mit AIG eingeleitet. Leider war es nicht möglich, eine Einigung zu erzielen", sagte Prudential-Chairman Harvey McGrath. "Wir ziehen uns deswegen von der Transaktion zurück." Der Schritt war erwartet worden, als AIG das Angebot von 30,4 Milliarden Dollar ablehnte und auf dem ursprünglichen Preis von 35,5 Milliarden bestand.

Der Druck der Aktionäre hatte Prudential dazu gezwungen, das Paket noch einmal aufzuschnüren. Sonst hätte eine bittere Niederlage beim Aktionärstreffen gedroht. Der Prudential-Aktienkurs hatte zuletzt immer wieder an Wert eingebüßt. Kritiker sprachen von einem zu hohen Preis und vielen potenziellen Schwierigkeiten bei der Integration. Der Rückzug sei im Interesse der Aktionäre, hieß es nun.