Wegen des Konkurses eines Zulieferers muss der Hamburger Reeder Hermann Ebel seit Monaten auf sein Schiff “Sea Cloud Hussar“ warten.

Hamburg. Für den Hamburger Reeder Hermann Ebel fiel selbst das Krisenjahr 2009 noch vergleichsweise gut aus. Zehn seiner Frachter konnten trotz eines dramatischen Einbruchs bei den Charterraten noch Geld für die Anleger einfahren, seine Flotte wuchs um vier Schiffe, und nun erreichen auch die von den Linienreedern für seine Tonnage gezahlten Preise wieder auskömmliche Höhen. Alles wäre gut, wenn der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, studierte Betriebswirt und Unternehmensgründer nicht ein Problem mit dem Luxus bewältigen müsste. Sein 2007 bestellter Segelkreuzfahrer "Sea Cloud Hussar" wird einfach nicht fertig.

Immerhin hätte das Schiff nach der damals vertraglich abgesicherten Vereinbarung bereits im Herbst 2009 abgeliefert werden sollen. Doch das Projekt verzögerte sich. Zweimal schon wurde die Taufe, die zuletzt für Hamburg vorgesehen war, verschoben. "Derzeit haben wir gar keinen Auslieferungstermin", sagte Konstantin Bissias, der Chef der Reederei Sea Cloud Cruises, die zu Ebels Hansa-Treuhand-Gruppe zählt.

Elektronik-Lieferant geht in Konkurs, und auch die Werft hat Probleme

Hintergrund der Probleme ist der Konkurs des spanischen Spezialisten für die Elektrik und die Verkabelung an Bord, der jetzt als Lieferant für die von Ebel ausgesuchte Werft im spanischen Vigo ausfällt. Die Spanier hatten sich beim Bau einer Luxusyacht für Norwegen verhoben, wie Medien vor Ort berichten. In der Folge geriet auch die Arbeit auf der Werft Factoria de Naval Marin mit ihren 82 Beschäftigten ins Stocken. Das Unternehmen erhielt keine Kredite mehr von den Banken und schuldet Berichten zufolge ihren Zulieferern 57 Millionen Euro.

Einen Versuch der Geschäftsleitung, Arbeitszeiten und Löhne zu kürzen, hat die Belegschaft inzwischen abgelehnt. Die Verhandlungen mit den Gläubigern gingen dennoch weiter, nachdem von der Werft Konkurs angemeldet wurde. Immerhin besteht derzeit noch die Chance, dass die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und die Werft, gestützt durch Bankgarantien, doch noch eine Zukunft hat. Auf Abendblatt-Anfrage hieß es gestern, erst Ende der Woche sei wieder ein Geschäftsführer erreichbar. Am 19. Juni soll nun ein Gericht entscheiden.

Das Fehlen des Kreuzfahrtseglers dürfte Ebel schmerzen. Denn das neue Schiff für 136 Passagiere würde sich zu Tagespreisen von 550 Euro je Passagier mühelos füllen lassen. "Es gibt schon Buchungen für die ,Hussar', und viele von ihnen wollen nur auf diesem Kreuzfahrer segeln", sagt Sea-Cloud-Geschäftsführer Bissias. Die Gäste für die derzeit zwei Sea-Cloud-Kreuzer kommen vor allem aus den USA sowie aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Reisen auf den Schiffen werden dabei nicht nur über Reisebüros verkauft. Die "Sea Clouds" können auch komplett von Firmen, Reiseveranstaltern oder auch Privatleuten für besondere Anlässe gechartert werden. Klar ist: Kreuzfahrtsegeln gehört zu den teuersten Urlaubsformen, die sich im vergangenen Jahr allenfalls 15 000 der gut eine Million deutschen Kreuzfahrer geleistet haben.

Gerade weil diese Passagiere aber einen besonders hohen Standard an Bord erwarten, nimmt Eigner Ebel die Verzögerung weiter hin. "Ich stelle die Qualität des Schiffes über den vorgesehenen Zeitplan", sagt er. Nachdem das Schiff bereits mehr als halb fertig ist, der Rumpf Badezimmer und auch Rohrleitungen enthält, und die Kabinen und Möbel an Land bereitstehen, soll das Projekt trotz aller Schwierigkeiten durchgezogen werden. Ohnehin hat Ebel bereits 80 Prozent des Kaufpreises überwiesen. Wunschtermin derzeit: Eine Taufe in Hamburg Mitte 2011.

Zuvor jedoch muss der Hamburger Reeder obendrein noch für einige Monate auf die "Sea Cloud" verzichten. Denn im Herbst muss das inzwischen 79 Jahre alte Schiff an die von Oktober an geltenden Sicherheitsvorschriften auf See angepasst werden. "Das haben wir seit drei Jahren geplant. Wir werden im Herbst nicht wie sonst in die Karibik wechseln, sondern nach Bremerhaven steuern."

Die "Sea Cloud" soll im Herbst in Bremerhaven modernisiert werden

Die Arbeit soll eine Werft in der Stadt an der Weser von November bis Ende April übernehmen. Ihr Name wurde gestern noch nicht genannt. Vor allem die Räume der Crew müssen verändert werden. Dazu ist vorgesehen, die Kabinen für die Passagiere auf dem Oberdeck neu zu gestalten. Der Auftrag dürfte ein Volumen im zweistelligen Millionenbereich haben. Der historische Teil des Schiffes jedoch, das einst der Börsenmakler Ned Hutton von der Germania- Werft in Kiel bauen ließ, bleibt unangetastet. Hutton hatte das Schiff ursprünglich "Hussar" genannt. Erst seine Frau Majorie ließ es später nach der Scheidung in "Sea Cloud" umtaufen.

Nach dem Werftaufenthalt will Ebel das frisch modernisierte Schiff dann "gern mal in Hamburg zeigen". Der 80. Geburtstag könnte mit dem Hafengeburtstag verbunden werden. Damit hätten die Hamburger zumindest den Besuch der historischen "Hussar" im kommenden Jahr sicher.