Schon 28 Offshore-Parks für 20 Milliarden Euro vor der deutschen Küste genehmigt

Bremerhaven. Die Windkraftenergie wird nach Einschätzung der Branche in 15 Jahren mehr Strom liefern als derzeit die Atomkraftwerke. Bereits heute produzierten Windmühlen in Deutschland so viel Elektrizität wie 20 Kohlekraftwerke, sagte der Geschäftsführer der Windenergieagentur Bremerhaven/Bremen (WAB), Jens Eckhoff, gestern in Bremen. Im Vorfeld der Fachkonferenz "Windstärke 10" (1. bis 3. Juni) in Bremerhaven halten einzelne Vertreter der Windenergieindustrie eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke für denkbar. Bremens Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) lehnte einen Ausstieg aus dem Atomkonsens dagegen ab.

Etwa die Hälfte der 220 in der WAB organisierten Unternehmen und Institutionen teilt nach Angaben von Eckhoff die Einschätzung des Umweltsenators. Für den Chef von Areva Wind, Felix Debierre, ist die Atomkraft dagegen "die Brückentechnologie, um den Weg zur Nutzung der erneuerbaren Energien zu ebnen". Das Unternehmen gehört zum staatlichen französischen Atomtechnologiekonzern Areva.

Großunternehmen prägen die Windkraftbranche zunehmend

Stromkonzerne und Atomkraftwerksbetreiber wie E.on, RWE oder Energie Baden-Württemberg (EnBW) gelten inzwischen als zentrale Geldgeber für die Windenergienutzung. Diese war laut Loske "bisher eher dezentral und vom Engagement Einzelner geprägt". Bei der Nutzung der Offshore-Windenergie "dürfen aber nicht wieder jene Monopolstrukturen entstehen, die wir an Land ja auch nicht mehr haben wollen", warnte der Senator.

Insgesamt sind nach Angaben Eckhoffs derzeit 28 Windparks vor der deutschen Küste genehmigt. Sie stellten ein Investitionsvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro dar. Einen weiteren "mehrstelligen Milliardenbedarf" sieht Eckhoff für den Ausbau der nötigen Infrastruktur, um den Hochseestrom ins Binnenland zu transportieren.

Die Branche stellt sich mittlerweile in einem Konzentrationsprozess auf die kommenden Großprojekte ein. Areva übernahm den von deutschen Mittelständlern gegründeten Anlagenhersteller Multibrid. Auch Siemens und General Electric (GE) bauen mit den von ihnen vor Jahren übernommenen kleineren Windturbinenherstellern das Geschäft deutlich aus.