Giuseppe Vita, Aufsichtsratsvorsitzender der Axel Springer AG, wird 75 Jahre alt. Noch immer pendelt er zwischen Mailand und Berlin.

Hamburg. Geplant war diese Karriere nicht. Eigentlich wollte der junge sizilianische Radiologe Giuseppe Vita seinem Bruder folgen, der in die USA ausgewandert war. Mainz, wo er 1962 eine Assistentenstelle am Röntgeninstitut der Universität annahm, sollte nur eine Zwischenstation sein. Doch dann machte ihm Schering ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. 1964 fing er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei dem Berliner Pharmakonzern an.

So wurde Deutschland für Vita zur zweiten Heimat. Der Vater zweier Kinder blieb bei Schering bis zum Ende seines aktiven Berufslebens. Von 1989 bis 2001 war er Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Den Mauerfall, der ihn tief beeindruckte, erlebte Vita in Berlin.

Nach wie vor pendelt er zwischen Mailand und der deutschen Hauptstadt. Das liegt auch daran, dass es dem leidenschaftlichen Segler immer noch Spaß macht, in Unternehmen für frischen Wind zu sorgen. Vita gehört diversen Aufsichtsräten an, den Kontrollgremien von Hugo Boss, Deutz und der Deutschen Bank Italia steht er vor. Er ist seit 2002 auch Aufsichtsratsvorsitzender der Axel Springer AG, in der das Abendblatt erscheint.

Noch immer steht Vita morgens um 6.55 Uhr auf. Er gilt als sehr diszipliniert. Sizilianer seien in dieser Hinsicht den Preußen ähnlich, pflegt er zu sagen. Aber Vita ist auch ein Schlitzohr: Obwohl der Vatikan das Vorzeigeprodukt seines Hauses mit einem Bann belegt hatte, führte er in den 1960er-Jahren mit großem Erfolg die Antibabypille im katholischen Italien ein. Das gelang nur, weil Vita sie als Präparat gegen Menstruationsbeschwerden vermarktete. Auf dem Beipackzettel wurde davor gewarnt, dass Frauen nach Einnahme der Pille nicht schwanger werden konnten.

Vita wird heute 75 Jahre alt.