Hamburg. Seit gut einem Jahr haben sie um eine Lösung gerungen. Tagelang, sogar an Wochenenden. In der Nacht gelang endgültig der Durchbruch. Der Schweizer Finanzkonzern Baloise und die deutsche Versicherung Signal Iduna verständigten sich gestern auf konkrete Schritte zur Entflechtung des Deutschen Rings. Die Krankenversicherung des Deutschen Rings gehört der Hamburger Signal Iduna, die Sach- und Lebensversicherungen der Baloise. In einer 70 Seiten starken Absichtserklärung wurde nun vereinbart, wie die gemeinsamen Mitarbeiter, die zusammen genutzte Informatik und der Vertrieb bis 2012 unter den Unternehmen aufgeteilt werden. Ein entsprechender Vertrag soll Ende Mai unterschrieben werden, verkündeten die Vorstände. Der Markenname bleibe erhalten.

Beide Vorstandschefs zeigten sich mit ihrem Kompromiss zufrieden. "Es war ein schwieriger Prozess, aber wir haben für beide Seiten eine gute, ausgewogene Lösung gefunden", sagte Reinhold Schulte, Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna Gruppe. Die wichtigsten Botschaften an die Beschäftigten lauteten: "Der Standort Hamburg bleibt erhalten. Alle Mitarbeiter bekommen ein neues Arbeitsplatzangebot, je zur Hälfte von Signal Iduna und Baloise. Kein Arbeitsplatz entfällt." Auch der Vorsitzende der Baloise Group, Martin Strobel, versicherte: "Wir werden den Standort Hamburg zu unserem Kompetenzzentrum Leben ausbauen." Die zentralen Funktionen blieben in Bad Homburg. Die Immobilie des Deutschen Rings an der Ludwig-Erhard-Straße bleibe im Besitz der Baloise. Dort sollen - nach dem Auszug der Krankenversicherung - andere Gesellschaften von Baloise einziehen.

Von der Aufspaltung des Konzerns sind konkret 808 Mitarbeiter der insgesamt 1595 Beschäftigten des Deutschen Rings betroffen. Diese Mitarbeiter haben "Zebraverträge", arbeiten für alle Versicherungsbereiche des Deutschen Rings und damit für zwei Arbeitgeber gleichzeitig. Bei der Aufteilung wird erstmals auch der Betriebsrat mitreden können. "Wir werden uns für den Erhalt aller Arbeitsplätze in Hamburg einsetzen", sagte die Betriebsratsvorsitzende Helga Reichow. Noch traue sie dem Versprechen nicht. "Für die Zeit der Entflechtung braucht man alle Mitarbeiter, aber was ist mit der Zeit danach?" Auch die 590 unabhängigen Vertriebsmitarbeiter müssen sich entscheiden, ob sie künftig für Baloise oder Signal Iduna Versicherungen verkaufen wollen.

Mit der Aufspaltung werden die Unternehmen auch der Finanzaufsicht BaFin gerecht, die die Verflechtung wegen ihres Rechtsstatus bemängelt hatte. So ist die private Krankenversicherung des Deutschen Rings ein Verein auf Gegenseitigkeit, die Sach- und Lebensversicherungen sind dagegen Aktiengesellschaften.