Deutsche Bank startet mit Milliardengewinn in das neue Jahr und überrascht die Branche

Hamburg. Bei der Deutschen Bank sprudeln die Gewinne. Wie die großen US-Banken verdient Deutschlands Branchenprimus wieder Milliarden. Von einem Gewinn von 2,8 Milliarden Euro vor Steuern kamen im ersten Vierteljahr 2,7 Milliarden Euro aus dem Investmentbanking, jenem Geschäftsfeld, das mit als Auslöser der Finanzkrise gilt. Die Investmentbanker sind zurück. Das Geschäft mit Anleihen, Aktien, Währungen, Firmenübernahmen und Börsengängen floriert wieder.

Gegenüber dem Vorjahresquartal stieg der Gewinn aus dem Investmentbanking um 80 Prozent. Das ist noch besser als bei der amerikanischen Bank Goldman Sachs, die das Ergebnis in dieser Sparte nur um 44 Prozent verbesserte. "Die Deutsche Bank hat die besten Wachstumsraten", sagt Andreas Pläsier vom Hamburger Bankhaus M.M. Warburg & CO. "Die Abhängigkeit vom Investmentbanking ist sehr hoch", ergänzt Christian Hamann von der Hamburger Sparkasse. Doch die Bank habe auch gar keine Möglichkeit, ihre ehrgeizigen Ziele mit anderen Geschäftsbereichen zu erzielen. Nie zuvor verdiente das Institut besser im Investmentbanking. "Dies ist umso bemerkenswerter, als wir seit Ausbruch der Krise unseren Eigenhandel massiv verringert und die Risikopositionen kräftig abgebaut haben", sagt Vorstandschef Josef Ackermann.

Das Risiko reduziert und doch den bisher höchsten Gewinn erreicht

Höherer Gewinn mit weniger Risiko? Die Bank begründet das damit, dass sie den Handel auf eigene Rechnung komplett eingestellt hat und sich stärker auf den Handel im Auftrag der Kunden konzentriert. Die Geschäfte sind jetzt andere als noch vor der Finanzkrise, so die Botschaft des Geldhauses. "Der Bedarf vor allem bei Mittelständlern ist groß", so ein Sprecher der Bank. Sie wollen sich gegen einen schwachen Dollar oder steigende Rohstoffpreise absichern.

Die Unternehmen begeben nun Anleihen, statt Kredite aufzunehmen

"Bei den großen Banken gibt es strukturelle Veränderungen, die sich auf das Investmentbanking auswirken", sagt der Darmstädter Professor für Bankenlehre Dirk Schiereck dem Abendblatt. "Die Banken können an die Unternehmen weniger Kredite vergeben, weil es ihnen an Eigenkapital mangelt." Folglich suchen sich die Firmen andere Finanzierungsquellen. Sie begeben Anleihen, statt Kredite aufzunehmen. So sammelten erstmals in der Firmengeschichte die Kassenwarte des Softwarekonzerns SAP mit Anleihen eine Milliarde Euro ein. Angesichts der soliden Bilanz und der niedrigen Zinsen müssen sie gegenüber Bundestiteln nur einen minimalen Zinsaufschlag zahlen. Viele Firmen zapfen jetzt den Kapitalmarkt an. "Daran verdienen die Investmentbanken", sagt Schiereck. Aber im Vergleich zur Kreditvergabe gebe es einen Unterschied: "Für die Dienstleistung erhält die Bank einmalig einen Betrag, Zinsen für Kredite fließen dagegen langfristig", sagt der Experte. Deshalb sollte man die Gewinne der Investmentbanken nicht überschätzen. Das Blatt könne sich schnell wieder wenden.

Banken profitieren vom hohen Kapitalbedarf der Staaten

Die verbliebenen Investmentbanken profitieren zudem von der Tatsache, dass der Konkurrenzdruck durch die Finanzkrise stark abgenommen hat. Lehman Brothers ist untergegangen. Merrill Lynch wurde von der Bank of America übernommen. Viele Großbanken haben sich weitgehend aus diesem Geschäftsfeld verabschiedet.

Bankenexperte Wolfgang Gerke sieht die Investmentbanken aber nach wie vor risikoreich agieren. "Anders lassen sich hohe Renditen nicht erzielen", sagt er dem Abendblatt. Verwerflich findet er, dass die Institute jetzt von dem hohen Kapitalbedarf der Staaten profitieren, indem sie die Länder bei der Ausgabe von Anleihen unterstützen. "Der Kapitalbedarf resultiert nicht zuletzt aus den Rettungspaketen der Staaten für ihre Banken während der Finanzkrise", sagt Gerke. Bei der stärkeren Regulierung der Banken sieht er nur wenige Fortschritte. "Sehr wahrscheinlich sind härtere Eigenkapitalvorschriften", so Gerke. Das würde dann die Kreditvergabe der Banken weiter einschränken und das Investmentbanking beflügeln. Schon im nächsten Jahr will Ackermann auf einen Gewinn von zehn Milliarden Euro vor Steuern kommen.