Hamburg. - Unten präsentierte sich die automobile Macht in Lack, Chrom und Leder. Eine Halle im Erdgeschoss des Congress Centers Hamburg (CCH) wurde für die jährliche Hauptversammlung gestern zu einer eintägigen Automesse umgewidmet. Vom neuen, bereits mehrfach preisgekrönten Polo und den Transportern über den runderneuerten Geländewagen Porsche Cayenne bis hin zum teuersten und stärksten Serienauto der Welt, dem Bugatti Veyron, fuhr der Konzern die komplette Modellpalette auf. Die schweren Lastwagen der Marke Scania mussten allerdings auf dem Vorplatz parken. Volkswagen drängt an die Weltspitze. Oben im Versammlungssaal ließ die Konzernführung daran keinen Zweifel.

"Wir wollen unser Ziel erreichen, bis 2018 der weltweit ökonomisch und ökologisch führende Automobilhersteller zu werden", sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn in seinem Rechenschaftsbericht an die Aktionäre. Die konnten sich darüber freuen, dass Volkswagen trotz Weltwirtschaftskrise im vergangenen Jahr anders als manch anderer Automobilkonzern Gewinn erwirtschaftet hat und für 2009 eine Dividende von 1,60 Euro je Stammaktie und 1,66 Euro je Vorzugsaktie ausschütten will. Den japanischen Hersteller Toyota muss Volkswagen überholen, um weltweit gemessen am Fahrzeugabsatz und am Umsatz Nummer eins zu werden. Entscheidende Weichen dafür hat der Konzern im zurückliegenden Jahr gestellt: Volkswagen gewann den Machtkampf mit Porsche und übernimmt bis 2011 den Stuttgarter Sportwagenhersteller als zehnte Konzernmarke vollständig, anstatt von diesem übernommen zu werden. Mit dem japanischen Kleinwagenhersteller Suzuki will Volkswagen künftig eng kooperieren und damit vor allem den Zugang zu den asiatischen Märkten verbessern. Volkswagen beteiligt sich dafür mit rund 20 Prozent an Suzuki, die Japaner im Gegenzug mit bis zu 2,5 Prozent an Europas größtem Automobilkonzern.

Die Eignerstruktur von Volkswagen verändert sich vor allem wegen der gescheiterten Übernahme durch Porsche. Das Emirat Katar beteiligt sich nun mit 17 Prozent direkt an Volkswagen. Der Chef der Katar-Holding, Hussain Ali Al-Abdullah, wurde gestern neu in den Aufsichtsrat des Konzerns gewählt. Vor der Wahl stellte sich der zierliche Manager im dunkeln Anzug den Aktionären kurz vor: "Meiner Meinung nach ist Volkswagen jetzt schon das Automobilunternehmen Nummer eins", lobte er.

Volkswagen hat die Wirtschaftskrise besser überstanden als jeder andere Massenhersteller weltweit. Die breite regionale Aufstellung - vor allem die Präsenz in China - trugen dazu ebenso bei wie die konstant hohen Gewinne der Premiummarke Audi. Auf dem Weg zur Weltspitze allerdings bleibt viel zu tun, vor allem die Entwicklung neuer, spritsparender Kleinwagen oder von Elektromobilen.