Washington. Die Airbus-Mutter EADS will nun doch gegen Boeing um den milliardenschweren Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe kämpfen. "Die Diskussionen zwischen EADS North America und potenziellen US-Partnern zur Bildung eines erfolgreichen Bieterteams schreiten voran", teilte der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern gestern in Washington mit. Man werde eine Offerte als Hauptanbieter vorlegen.

Erst Anfang März hatte sich der Konzern gemeinsam mit seinem Partner Northrop Grumman aus dem Bieterwettbewerb um 179 Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar zurückgezogen. Beide Unternehmen fühlten sich gegenüber dem US-Konzern Boeing benachteiligt. Daraufhin schalteten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ein und warnten vor "allen protektionistischen Versuchungen". Wenig später verlängerte das Pentagon die Ausschreibungsfrist, um EADS ein neues Angebot zu ermöglichen. US-Präsident Barack Obama versprach zudem einen fairen Wettbewerb.

EADS will den vom Großraumflugzeug Airbus A330 abgeleiteten Tanker KC-45 ins Rennen schicken - eine bereits im Flugeinsatz erprobte Maschine. Sie soll in Mobile (Alabama) gebaut werden. Dort will EADS eigens für diesen Auftrag ein Werk bauen, in dem dann auch Frachtmaschinen des Typs A330 gefertigt werden könnten. Das Programm werde Zehntausende Arbeitsplätze in den USA schaffen oder sichern, bekräftigte ein Unternehmenssprecher.

Analysten zufolge lässt sich EADS mit seiner Teilnahme an dem Bieterwettbewerb auf einen harten Kampf ein. "Sie werden eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden haben", sagte Howard Wheelon, Stratege bei BGC Partners in London.

Kreisen zufolge wird EADS dabei aber von einem großen Team aus Lieferanten wie General Electric, Honeywell und Rockwell Collins unterstützt. Es geht schließlich um ein gewaltiges Umsatzvolumen: Die US-Luftwaffe muss insgesamt 534 Tanker und Frachter ersetzen. Das verspricht langfristig ein Geschäft von mehr als 100 Milliarden Dollar.