München. Wegen Bildung schwarzer Kassen für Schmiergelder in Millionenhöhe hat das Landgericht München zwei ehemalige Siemens-Manager zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt. Gegen den einstigen Finanzvorstand der Telekommunikationssparte, Michael Kutschenreuter, verhängte die Wirtschaftsstrafkammer gestern wegen Untreue zwei Jahre Haft auf Bewährung. Außerdem muss er 160 000 Euro zahlen. Sein früherer Chefbuchhalter Hans-Werner H. wurde zu 1,5 Jahren auf Bewährung und zur Zahlung von 40 000 Euro verurteilt. Die Angeklagten hatten gestanden, annähernd 50 Millionen Euro für "nützliche Aufwendungen" an mögliche Kunden abgezweigt zu haben.

Ein bereits im ersten Siemens-Schmiergeldprozess 2008 auf Bewährung verurteilter Mitarbeiter Kutschenreuters hatte das Geld mit Scheinverträgen und Briefkastenfirmen versteckt und verteilt. Der Vorsitzende Richter Joachim Eckert kritisierte ein "schizophrenes Verhalten der Firmenleitung", weil sie "einerseits auf Einhaltung der Vorschriften gedrängt hat, andererseits weggesehen beziehungsweise nichts getan hat".

In Absprache mit Gericht und Verteidigung hatte die Staatsanwaltschaft im Gegenzug für Geständnisse den Vorwurf der Bestechung im Prozess fallen lassen. "Beide Angeklagte sind alte Siemensianer" und hätten nichts in die eigene Tasche gesteckt, sondern nur loyal für die Firma gehandelt. Aber ihr Vorgehen nach dem gesetzlichen Verbot der Bestechung im Ausland 1998 zeige "schon Züge eines organisierten Handelns - man wollte die Geldflüsse auch künftig verschleiern", sagte der Richter. Nur weil beide uneigennützig gehandelt, in Untersuchungshaft gesessen, ihre Stellen bei Siemens verloren und mit ihrem Geständnis Einsicht gezeigt hätten, habe das Gericht noch Bewährung verhängt.

Kutschenreuter war bislang der höchste Siemens-Manager, dem wegen des 2006 aufgedeckten größten Schmiergeldskandals der deutschen Wirtschaft der Prozess gemacht wurde. Die Affäre hat Siemens 2,5 Milliarden Euro gekostet.