New York/Berlin. Die unter Betrugsverdacht stehende US-Großbank Goldman Sachs gerät immer stärker unter Druck. Nach der US-Börsenaufsicht SEC wollen nun auch Deutschland und Großbritannien die Vorgänge um die Vermarktung eines verbrieften Hypothekenkredits (CDO) durch Goldman unter die Lupe nehmen.

Zu den Abnehmern des komplizierten Finanzprodukts gehörten die mit Staatsgeld gestützte deutsche Mittelstandsbank IKB und die niederländische ABN Amro, die später teilweise von der britischen Royal Bank of Scotland übernommen wurde.

Die Banken sollen durch die Geschäfte hohe Verluste erlitten haben. Allein die IKB, die in der Finanzkrise mit milliardenschwerer staatlicher Hilfe vor dem Kollaps bewahrt werden musste, hat der SEC-Klageschrift zufolge im Zuge des Geschäfts fast 150 Millionen Dollar verloren. Die Finanzaufsicht BaFin werde ein Auskunftsersuchen an die SEC stellen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm der "Welt am Sonntag". "Nach einer sorgfältigen Bewertung der Unterlagen werden wir rechtliche Schritte prüfen."

Großbritanniens Premierminister Gordon Brown forderte die britische Finanzaufsicht auf, die Vorgänge bei Goldman umgehend zu prüfen. "Hier ist mit Hunderten Millionen Pfund gehandelt worden, und es sieht so aus, als ob Leute über die Vorgänge in die Irre geführt wurden", sagte Brown dem Fernsehsender BBC.

Die amerikanische Börsenaufsicht SEC wirft Goldman Betrug bei der Vermarktung des CDO vor und hat daher eine Zivilklage gegen die Bank angestrengt. Goldman soll den Käufern wesentliche Informationen über das Finanzprodukt verschwiegen haben. Der SEC zufolge haben die Investoren durch das Geschäft mehr als eine Milliarde Dollar verloren.

Hohe Verluste erlitt der SEC zufolge auch die britische Royal Bank of Scotland. Demnach hat RBS im August 2008 Goldman 840 Millionen Dollar gezahlt, um das noch von der ABN Amro eingefädelte Geschäft mit der US-Bank rückgängig zu machen.

Die RBS hatte im Zuge der Finanzkrise Teile von ABN Amro übernommen. Nach mehreren Rettungsaktionen ist die RBS mittlerweile selbst zu 84 Prozent in der Hand des britischen Staats.

Unterdessen dringt US-Präsident Barack Obama verstärkt auf bessere Aufsichtsmöglichkeiten für den Staat bei der anstehenden Finanzmarktreform. Andernfalls sei die nächste Krise gewiss, warnte er am Wochenende in seiner wöchentlichen Ansprache. "Jeden Tag, an dem wir nicht handeln, bleibt das gleiche System, das zu den Rettungsaktionen geführt hat, bestehen, mit genau den gleichen Schlupflöchern und Belastungen", sagte er. "Wenn wir nicht ändern, was zu der Krise geführt hat, verurteilen wir uns selbst dazu, sie zu wiederholen."