Nun holt die EU-Kommission die Keule heraus, zumindest verbal. Harte Sanktionen soll es künftig für Länder wie Griechenland geben, die sich nicht um Schuldengrenzen scheren.

Zudem will Brüssel die nationalen Haushalte strenger denn je kontrollieren. Doch wie sollen die neuen Strafen genau aussehen? In welcher Form will die EU in die Budgets der einzelnen Staaten eingreifen? Diese Antworten blieb Währungskommissar Olli Rehn gestern schuldig. Denn er weiß, kein Land in Europa möchte gerne Souveränität an das eher ungeliebte Brüssel abgeben. Und schon gar nicht, wenn es ums Geldausgeben geht.

Ohnehin sind Haushaltskontrollen und Strafzahlungen nach europäischem Recht schon lange möglich. Doch unter dem Druck der nationalen Regierungen hat Brüssel stets beide Augen zugedrückt und auf Sanktionen verzichtet. Diplomaten einigten sich lieber still und heimlich auf faule Kompromisse, als den Schuldenmachern ohne Wenn und Aber ihre Grenzen aufzuzeigen.

Eine gemeinsame Währung, aber keine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik: So lässt sich der Geburtsfehler des Euro zusammenfassen. Die einzelnen Staaten wollten nur die Vorteile des neuen Geldes genießen, aber keine Macht an Brüssel verlieren. Die Quittung für dieses irrationale Verhalten kommt nun aus Athen. Lissabon, Dublin und vermutlich auch Madrid dürften folgen.

Der von der EU-Kommission favorisierte europäische Rettungsfonds nach dem Vorbild des IWF macht mit Blick auf die aktuellen Schuldenprobleme Sinn. Allerdings müssen die einzelnen Staaten zuvor umfangreiche wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenzen an die EU abtreten. Denn der Fonds darf nur die Funktion einer Feuerwehr haben, die im Notfall ausrückt. Viel wichtiger ist ein starkes Brüssel, das endlich Brände verhindert.