Hamburg. Die Einschnitte rücken näher: Der Energiekonzern Vattenfall will in den kommenden Jahren vor allem Kosten senken und schließt dabei Entlassungen nicht aus. Das kündigte der neue Chef des auch in Hamburg aktiven schwedischen Staatsunternehmens, Øystein Løseth (51), gestern bei seinem ersten Arbeitstag im Amt an. Er löst den bisherigen Konzernchef Lars G. Josefsson (59) ab. Dieser musste seinen Posten auf Geheiß der schwedischen Regierung vorzeitig räumen. Hintergrund waren die dauernden Pannen in Vattenfall-Atomkraftwerken sowohl in Deutschland als auch in Schweden und der in beiden Ländern zunehmend schlechte Ruf bei den Kunden.

Die Stockholmer Regierung verlangt auch eine stärkere Betonung der erneuerbaren Energien statt des massiven Einsatzes von Kohle. Im schwedischen Rundfunksender SR sagte Løseth, sein Unternehmen müsse "im operativen Geschäft besser werden. Wir sind genauso irritiert wie unsere Kunden über die Stillstände in den Atomkraftwerken", so der Norweger. Løseth war vor seiner Berufung nach Stockholm Chef des zu 49 Prozent zu Vattenfall gehörenden Energieversorgers Nuon Energy in Holland. Er tritt deutlich bescheidener und weicher auf als sein Vorgänger. Außerdem soll er besser zuhören können.

Wegen der gesunkenen Nachfrage nach Energie in Europa müsse sich auch Vattenfall auf niedrigere Erträge einstellen. Das führe zu Kosteneinsparungen. Bei der deutschen Tochter demonstrierten Anfang März in Berlin 3000 Beschäftigte gegen den geplanten Abbau von bis zu 1500 der etwa 20 000 Stellen sowie gegen massive Einkommenskürzungen. Auch in Hamburg geht deswegen die Angst bei den rund 4100 Beschäftigten des Unternehmens um. "Jeder Mann und jede Frau sind gegen den Sozialklau!", stand bei Kundgebungen vor sieben Wochen auf Spruchbändern, mit denen die Mitarbeiter an den Vattenfall-Standorten in der City Nord, in Bramfeld und Tiefstack gegen Pläne zum Stellenabbau protestierten.

"Vor einem Jahr haben wir einen neuen Konzerntarifvertrag vereinbart. Jetzt fühlen sich die Beschäftigten maßlos unter Druck gesetzt", so der Gesamtbetriebsratschef Rainer Kruppa. Er beklagt, dass der große Vattenfall-Konzern in Deutschland vor einem Jahr in 15 kleinere Einheiten wie etwa Kundenservice und Informationstechnologie aufgespalten wurde. Für jede gibt es einen eigenen Betriebsrat, dessen Verhandlungsposition wegen der geringeren Mitarbeiterzahl schwächer sei als bei einem Großunternehmen.

Weitere Unternehmenskäufe wie im Zuge der Vattenfall-Expansion der vergangenen Jahre schloss der neue Chef für die kommenden zwei bis drei Jahre aus. Er will jetzt erst einmal auskehren.